Der Erwartung vieler Patienten, die Antikoagulation nach einer erfolgreichen Katheterablation beenden zu können, können wir leider in den meisten Fällen nicht gerecht werden“, sagte Prof. Ernst Vester, Evangelisches Krankenhaus Düsseldorf; denn die arrhythmiefreie Einjahres-Überlebensrate nach Katheterablation betrage beim paroxysmalen Vorhofflimmern (VF) 63% und beim persistierenden VF sogar nur 39%.

Auch das asymptomatische VF-Rezidiv könne zu einem ischämischen Insult führen. Deshalb empfehle die ESC-Leilinien nach einer erfolgreichen Ablation die Fortführung der Antikoagulation bei einem CHA2DS2VASc-Score von ≥2.

Doch aus Registerdaten weiß man, dass sogar fast zwei Drittel der Hochrisikopatienten innerhalb des ersten Jahres nach erfolgreicher Ablation die Antikoagulation beenden und zwar unabhängig davon, ob diese mit einem Vitamin K-Antagonisten oder einem NOAK erfolgte. Daher stelle sich, so Vester, die Frage, ob die ESC-Empfehlungen in dieser Form gerechtfertigt seien. Bisher fehlten jedoch Daten aus prospektiven, randomisierten Studien. Doch in Beobachtungsstudien zeigte sich, dass die Inzidenz eines thromboembolischen Ereignisses sehr niedrig ist, wenn die OAK drei Monate nach dem Eingriff abgesetzt wird. „Bei keinem der Patienten ohne OAK mit einem CHA2DS2-Score ≥1 trat bei einem Follow-up von über zwei Jahren ein thromboembolisches Ereignis auf“, so Vester. In einer anderen Studie lag die Inzidenz eines ischämischen Ereignisses unter OAK bei 0,45% im Vergleich zu 0,07% ohne OAK, aber unter der OAK stieg das Blutungsrisiko von 0,04% auf 2% an. In einer anderen Studie trat ein erneutes ischämisches Ereignis nach Beendigung der OAK nur bei Patienten mit VF-Rezidiv auf und zwar in 3% der Fälle. Dem standen zwei schwere nicht letale Blutungen bei Patienten mit einem VF-Rezidiv unter OAK gegenüber. „Auf der Basis dieser Ergebnisse scheint es so zu sein, dass die Risiko-Nutzen-Ratio für die Absetzung der OAK nach erfolgreicher Ablation des VF spricht, sogar bei Patienten mit einem mittelhohem Risiko für einen ischämischen Insult entsprechende des CHADS2-Scores“, so Vester. Doch diese Schlussfolgerung müsse erst noch ihre Bestätigung in großen prospektiven, randomisierten Studien finden.