_ Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung haben Patienten mit Vorhofflimmern ein rund fünffach erhöhtes Schlaganfallrisiko, das jedoch durch eine orale Antikoagulation effektiv gesenkt werden kann. Die Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) empfehlen dafür die neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) als Mittel der ersten Wahl. Allerdings werden bis heute bei Weitem nicht alle Risikopatienten antikoaguliert; auch wird die orale Antikoagulation oft nicht korrekt durchgeführt, kritisierte Dr. Anil Chopra, Toronto/Kanada. Grund ist häufig die Angst vor Blutungen. Das Risiko für schwere Blutungen wird jedoch laut Chopra häufig überschätzt. Laut ISTH (International Society on Thrombosis and Haemostasis) werden tödliche Blutungen, Blutungen in ein kritisches Organ, z. B. ins Gehirn, und transfusionspflichtige oder mit einem Hämoglobinabfall von ≥ 2 g/dl einhergehende Blutungen als schwer definiert.

Patienten sehen das häufig anders: Sie schätzen meist bereits längeres Nasenbluten, eine schwere Menstruation oder ein länger anhaltendes Bluten nach einem Schnitt als bedrohlich ein. Schwere Blutungen nach ISTH-Definition sind im Praxisalltag generell selten: Bei Gabe eines Vitamin-K-Antagonisten (VKA) ist mit einer Rate von sechs bis acht pro 100 Patientenjahre zu rechen. Rund 15 % dieser schweren Blutungen verlaufen tödlich. Unter NOAK sind schwere Blutungen sogar noch erheblich seltener: So ist im Fall von Rivaroxaban (Xarelto®) von nur drei bis vier schweren Blutungen pro 100 Patientenjahre auszugehen, von denen rund 6 % tödlich enden. Damit sind schwere Blutungen nur etwa halb so häufig wie mit den Vitamin-K-Antagonisten.

Grundsätzlich lassen sich rund 90 % aller Blutungen unter NOAK-Gabe mit klinischen Routinemaßnahmen wie Verzögerung der nächsten Tabletteneinnahme, Kompression, Volumenersatz oder Transfusion von Erythrozyten, Thrombozyten oder FFP (fresh frozen plasma) kontrollieren. Lediglich bei lebensbedrohlichen Blutungen sollten Prothrombinkomplex-Konzentrate verabreicht werden.