Aminoglykoside absetzen, Hypotonie vermeiden, zudem eine Volumenexpansion mit NaCl-Lösung vor Kontrastmittelgabe, das sind im Großen und Ganzen die aktuellen Empfehlungen zur Prävention des akuten Nierenversagens (ANV) bei Risikopatienten. Gibt es Neuigkeiten auf diesem Gebiet? Der Nephrologe PD. Dr. Volker Burst aus Köln berichtete über den aktuellen Stand bei einer bizarren neuen Präventionsmethode: der ischämischen Präkonditionierung.

Das Verfahren geht auf eine Beobachtung im Tiermodell zurück: Bei Hundeherzen, die wiederholt Ischämien ausgesetzt wurden, verlaufen Herzinfarkte weniger gravierend. Bei anderen Organen klappte das auch. Und als dann gezeigt wurde, dass eine ischämische Präkonditionierung auch auf Distanz erfolgt, hatten Ärzte ein Werkzeug für die ANV-Prävention in der Hand. Seither gab es einige Studien, in denen bei chirurgischen Patienten vor der OP mit einer Druckmanschette eine Ischämie des Skelettmuskels erzeugt wurde in der Hoffnung, damit am anderen Ende des Körpers die ANV-Rate zu senken. „Klinisch ist das gut machbar und nach Einleitung der Narkose auch schmerzlos“, so Burst. Ob es wirklich funktioniert, ist dagegen strittig. Burst berichtete über eine Metaanalyse, in der sich über alle Studien hinweg bei 1.334 Patienten eine Risikoreduktion von 30% ergab; die statistische Signifikanz wurde knapp verfehlt (p=0,06). Auch wegen der nicht optimalen Studienqualität fällten die Autoren kein abschließendes Urteil, sondern empfahlen weitere Studien (Yang Y et al. Am J Kidney Dis 2014; 64(4):574–83).

Eine solche Multicenter-Studie kam jetzt aus Deutschland. Sie hat die Diskussion wieder befeuert. 240 Patienten vor Herzchirurgie mit hohem ANV-Risiko wurden mit drei Zyklen zu je 5 Minuten Ischämie am Oberarm plus 5 Minuten Reperfusion unter Anästhesie behandelt. 52,5% der Patienten in der Kontroll-, aber nur 37,5% in der Interventionsgruppe erlitten ein ANV (p=0,02). Auch der Aufenthalt auf der Intensivstation war kürzer (Zarbock A et al. JAMA 2015; 313(21):2133–41). Ganz glücklich ist Burst mit dieser Studie allerdings nicht. So waren mehr Patienten mit kombinierter Herzoperation in der Kontrollgruppe. Und die gilt als ein Prädiktor für ein ANV. Weitere Studien tun also not. Eine davon, mit 1612 Patienten, wurde gerade in England beendet. Die Ergebnisse stehen noch aus.