_ Tolvaptan wurde kürzlich als erste gezielte Therapie bei autosomal-dominanter polyzystischer Nierenerkrankung (ADPKD) zugelassen. Es ist indiziert zur Behandlung erwachsener ADPKD-Patienten mit chronischer Nierenerkrankung der Stadien 1 bis 3 zu Behandlungsbeginn mit Anzeichen für eine rasch fortschreitende Erkrankung. Prof. Nicholas Obermüller, Universitätsklinikum Frankfurt/Main, schätzte die Zahl der ADPKD-Patienten in Deutschland auf etwa 60.000 bis 80.000.

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Eine neue Therapieoption hemmt die Bildung von Zysten in den Nieren.

© H.S. Füeßl

Ursache für diese häufige Erbkrankheit sei eine Mutation im Gen PKD1 oder PKD2: Sie führt zur Hochregulation von zyklischem Adenosinmonophosphat (cAMP); diese wird durch Vasopressin noch weiter verstärkt. Die Folge ist die Bildung und ständige Vergrößerung von Nierenzysten bis hin zur terminalen Niereninsuffizienz. Diese tritt in der Regel mit 50 bis 60 Jahren ein.

Tolvaptan (Jinarc®) blockiert spezifisch die Bindung von Vasopressin an den V2-Rezeptor des distalen Nephrons und hemmt damit die fehlerhafte Signalkaskade sowie Zystenbildung und -wachstum in den Nieren.

Prof. Peter Gross, Universitätsklinikum Dresden, präsentierte die TEMPO-3/4-Studie, in der 1.445 erwachsene ADPKD-Patienten auf Tolvaptan vs. Placebo randomisiert wurden. Über drei Jahre wuchs das Nierenvolumen — dies war der primäre Endpunkt — um 2,8 % versus 5,5 % pro Jahr (p < 0,001).

Der wichtigste sekundäre Endpunkt umfasste eine mindestens 25 %ige Verschlechterung der Nierenfunktion sowie Neuauftreten oder Verschlechterung von Nierenschmerzen, Hypertonie und Albuminurie. Auch dieser Endpunkt kam unter Tolvaptan signifikant seltener vor, vor allem weil die Nierenfunktion der Patienten besser erhalten blieb.

Durst und Polyurie sowie Brust-, Kopfschmerzen, Hämaturie und (reversible) Leberenzymerhöhungen traten unter Tolvaptan häufiger auf. Unter Placebo wurden dagegen öfter renale Zysteninfektionen und Pyelonephritis beobachtet. Um eine mögliche Lebertoxizität zu überwachen, muss die Tolvaptanbehandlung „unter ärztlicher Aufsicht“ begonnen und durchgeführt werden.

Gross fasste zusammen: „Mit Jinarc® steht erstmals eine Therapie bei ADPKD zur Verfügung, mit der wir frühzeitig ansetzen können, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und eine terminale Niereninsuffizienz hinauszuzögern.“