Vorhofflimmern (VF) hat eine Prävalenz von 1 bis 2% und ca. 18% bei über 85-Jährigen. Aufgrund der Altersentwicklung wird die Prävalenz im Jahr 2050 auf 3,3% geschätzt. Die Anzahl der Patienten in Europa wird dann von 9 auf 16 Millionen ansteigen. VF-Patienten weisen ein fünffach erhöhtes Schlaganfallrisiko auf, etwa jeder 5. Schlaganfall geht auf VF zurück. VF-verursachte Schlaganfälle sind oft schwerwiegend.

Screening empfohlen

Vor diesem Hintergrund hat das Unternehmen Daiichi-Sankyo das britische Forschungsinstitut „RAND Europe in Cambridge“ beauftragt, das VF-Management in sechs EU-Ländern zu analysieren und künftige Entwicklungen aufzuzeigen. Aus Deutschland waren die Professoren Andreas Götte, Paderborn, Reinhold Kreutz, Berlin, und Hans-Christoph Diener, Essen, beteiligt. VF kann asymptomatisch sein und wird unterdiagnostiziert, so der Report. Eine Pulskontrolle bei jedem Arztbesuch, ggf. gefolgt von einem EKG, würde Abhilfe schaffen und wird von der „European Society of Cardiology“ (ESC) als Screeningmaßnahme empfohlen.

Neben der Wiederherstellung des Sinusrhythmus steht die Schlaganfallprophylaxe im Vordergrund. Einsetzbar sind Vitamin-K-Antagonisten sowie neue orale Antikoagulanzien. Letztere gehen mit einem deutlich geringeren Blutungsrisiko einher, wie Götte darlegte. Wie Registerdaten zeigen, werden leider viele Vorhofflimmern-Patienten mit Antikoagulanzien über- oder untertherapiert.

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Vor Therapiebeginn sollte unbedingt der CHA2DS2-VASc-Score bestimmt werden, so Götte. Ein Score von 0 ist keine Therapieindikation. Die Antikoagulation bei einem Score von 1 wird diskutiert, die ESC empfiehlt sie bereits. Bei einem Score von 2, 4 und 6 beträgt das jährliche Insultrisiko 2,3%, 4% bzw. 9,8%. Spätestens hier sollte jeder Patient antikoaguliert werden.