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Kaffee gilt gemeinhin als Genussmittel, mit dem man seiner Gesundheit noch am ehesten einen Gefallen tut. Umso mehr erstaunt eine Kohortenstudie aus Italien: Junge Hypertoniker, die viel Kaffee trinken, sollen eine höhere kardiovaskuläre Ereignisrate haben. Was ist da los?

Kardiologen um Lucio Mos von der Klinik San Daniele in Udine werteten Daten von 1.201 jungen Erwachsenen mit leichter Hypertonie aus. Dabei fanden sie einen linearen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und der Quote der Patienten mit behandlungsbedürftiger Hypertonie. Die abstinenten Patienten (26,3 % der Teilnehmer) wurden zu knapp 60 % behandlungsbedürftig, jene mit starkem Kaffeekonsum (9,9 %) zu über 70 %. Das war nach Adjustierung für Alter und Geschlecht mit einer Hazard Ratio von 1,5 statistisch signifikant (p=0,004). Die Italiener berechneten zudem das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse, wobei nur 60 Ereignisse in 12,5 Jahren auftraten. Bei moderatem Kaffeegenuss war das Risiko dreifach und bei starkem Genuss vierfach erhöht. Wurden Hypertonie und Prädiabetes einbezogen, schmolz die Signifikanz dahin. Dies deute darauf hin, dass der Kaffeekonsum über den Umweg einer Blutdruckerhöhung bzw. der Begünstigung einer diabetischen Stoffwechsellage zum erhöhten kardiovaskulären Risiko führe, so Mos.

In London wurden die Daten kontrovers diskutiert, da sie im Widerspruch zu vielen anderen Studien stehen. So war der Kaffeekonsum in einer Metanalyse dosis-abhängig mit einer niedrigeren Gesamt- und kardiovaskulären Mortalität assoziiert. Die meisten Kaffeedaten beziehen sich jedoch auf gesunde Erwachsene, während hier nur junge Patienten mit leichter Hypertonie teilnahmen.

José González Juanatey, Präsident der Spanischen Gesellschaft für Kardiologie, wies daraufhin, dass eine arterielle Hypertonie bei jungen Menschen stark von einem überaktiven Sympathikus getrieben werde. Es sei denkbar, dass Koffein in dieser Konstellation den Sympathikus weiter antreibe und so den Blutdruck erhöhe. Bewiesen ist das freilich nicht. Und so wurde dann Mos‘ Empfehlung, jungen Hypertonikern von starkem Kaffeekonsum abzuraten, vom Podium angesichts derzeit fehlender randomisierter Daten eher kritisch gesehen.