Erhalten Patienten mit BRCA-Mutationen eine Therapie mit PARP-Hemmern, verbessert dies ihre Prognose erheblich. Voraussetzung dafür ist jedoch ein BRCA-Test. Dieser ist in Deutschland noch längst nicht üblich.

Für Christian Jackisch, Klinikum Essen-Mitte, ein Ärgernis: „Brustkrebsfälle mit genetischen Veränderungen sind sehr selten. Wir müssen daher testen, testen und testen. Das tun wir in diesem Land aber nicht gerne. In anderen Ländern ist es dagegen Pflicht, solche Informationen einzuholen“, bemängelte er auf dem Deutschen Krebskongress (DKK): „Schauen wir nicht in einem genetischen Panel nach Mutationen, sind wir blind für die anstehende Behandlung.“

Viele Ärztinnen und Ärzte würden jedoch nicht verstehen, dass Keimbahnmutationen nicht spezifisch für einen bestimmten Phänotyp sind. Bei triple-negativen Brusttumoren (TNBC) sei es bekannt, dass diese häufig von solchen Mutationen getrieben werden - hier haben etwa 17 % der betroffenen Frauen eine BRCA-Keimbahnmutation. Allerdings haben TNBC nur eine Prävalenz von rund 10 %. Etwa zwei Drittel der Frauen mit Brustkrebs in frühen Stadien haben aber einen HR(Hormonrezeptor)-positiven/HER2-negativen Tumor. Bei ihnen beträgt die BRCA-Prävalenz zwar nur rund 7 %, in der Summe gibt es damit aber doppelt so viele BRCA-positive Frauen mit HR-positiven/HER2-negativem Tumoren wie TNBC. Jackisch verwies auf Leitlinienempfehlungen, alle Frauen mit Brusttumoren über 50 Jahren, alle mit TNBC unabhängig vom Alter sowie alle Männer mit Brustkrebs auf BRCA zu testen, darüber hinaus Personen mit frühen Brustkrebsfällen in der Familie, um solche zu identifizieren, die ein hohes Risiko für eine Tumorerkrankung haben.

Die Suche nach der optimalen Krebsstratgeie

Unklar sei hingegen noch die beste Teststrategie: Sollte bei Patientinnen erst der Tumor auf BRCA getestet werden, oder erst auf eine Keimbahnmutation? Und falls der Test positiv ausfällt, muss dann jeweils noch ein zusätzlicher Test erfolgen? So ist es für die Angehörigen eine wichtige Information, wenn eine BRCA-Keimbahnmutation vorliegt - ihnen sollte dann ebenfalls ein Test angeboten werden. Umgekehrt kann trotz BRCA-Keimbahnmutation der Tumor funktionsfähiges BRCA aufweisen - wenn es etwa durch weitere Mutationen zu einer Frameshift-Korrektur kommt, was bei Tumorrezidiven nach Behandlung mit PARP-Hemmern nicht selten der Fall ist.

Zur Therapie bei Frauen mit Brustkrebs und BRCA-Keimbahnmutationen sind inzwischen mehrere PARP-Hemmer zugelassen oder in der Entwicklung. Jackisch verwies auf die Resultate zu Olaparib in der adjuvanten Therapie bei frühem Brustkrebs: Das Risiko für einen invasiven Tumor oder den Tod ließ sich in der Phase-III-Studie OlympiA im Vergleich zu Placebo um mehr als 40 % senken. Und im Vergleich zu einer Standardchemotherapie war das Risiko für Tumorprogress oder Tod unter Olaparib oder Talazoparib in den Phase-III-Studien OlympiAD sowie EMBRACA im metastasierten Setting ebenfalls um mehr als 40 % reduziert.

Bericht vom 36. Deutschen Krebskongress (DKK), der vom 21. bis 24. Februar 2024 in Berlin stattfand.