Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs, die unter der Therapie keine pathologische Komplettremission erreichen, weisen Veränderungen in ihren Immunzellen auf. Möglicherweise lassen sich daraus Biomarker für ein Therapieansprechen ableiten.

In der Hoffnung, eines Tages vorhersagen zu können, welche an Brustkrebspatientinnen auf welche Therapie ansprechen werden, untersuchte ein irisches Forscherteam im Rahmen der Phase-II-Studie ICORG10-05 periphere mononukleäre Blutzellen (PBMC) vor und nach der Therapie. Alle Teilnehmenden mit HER2-positivem Brustkrebs (n = 88) erhielten eine Chemotherapie mit Docetaxel und Carboplatin. 38 Personen bekamen zusätzlich den Anti-HER2-Antikörper Trastuzumab, 10 den Tyrosinkinaseinhibitor Lapatinib und 40 beide Medikamente. Aufgrund von Zwischenergebnissen aus anderen Studien wurde die Gabe von Chemotherapie plus Lapatinib vorzeitig abgebrochen.

In den beiden verbliebenen Gruppen waren die Raten an pathologischen Komplettremissionen (pCR) ähnlich (48 % unter, 44 % mit Trastuzumab plus Lapatinib). Ob eine pCR vorlag, hatte allerdings Auswirkungen darauf, ob sich die Immunzell-Populationen unter der Therapie verschoben. Bei Personen mit pCR veränderte sich das Verhältnis der Immunzell-Populationen nicht. Frauen ohne eine pCR hatten hingegen nach der Therapie signifikant mehr CD3-, CD4- und CD8-positive T-Zellen, dafür fiel die Zahl an CD56-positiven NK-Zellen, CD19-positive B-Zellen und CD14-positiven Monozyten signifikant ab.

Die direkte und die antikörperabhängige zellvermittelte Toxizität (ADCC) der PBMC wurden nach der Therapie in vitro getestet. Zwischen den Therapiegruppen gab es hier keinen Unterschied. Ein interessantes Ergebnis fand sich aber, wenn der Anti-PD-1-Antikörper Pembrolizumab in vitro zu PBMC gegeben wurde, die vor der Therapie gewonnenen worden waren: Bei 7 von 14 Proben von Personen, die keine pCR erreicht hatten, war die ADCC-Aktivität verbessert.

Fazit: Immunzellen von Personen mit HER2-positivem Mammakarzinom, die keine pCR erreichen, sprechen anders auf die Therapie an. Die Forschenden gehen von einer anhaltenden, aber ineffizienten adaptiven Immunantwort aus. Eine In-vitro-Zugabe von Pembrolizumab zu PBMC könnte bereits vor einer Behandlung als Biomarker für das Therapieansprechen dienen.

Gaynor N et al. Alterations in immune cell phenotype and cytotoxic capacity in HER2+ breast cancer patients receiving HER2-targeted neo-adjuvant therapy. Br J Cancer.2023;129(6):1022-31