Junge Frauen mit hormonsensiblem Brustkrebs, die schwanger werden wollen, können ihre endokrine Therapie für dieses Ziel unterbrechen. Das Risiko eines Tumorrezidivs scheint zumindest kurzfristig nicht zu steigen.

Bei Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem (HR-pos) Mammakarzinom wird oftmals eine adjuvante endokrine Therapie für eine Dauer von fünf bis zehn Jahren angestrebt. In dieser Zeit sollten Schwangerschaften unterbleiben. In der POSITIVE-Studie wurde nun untersucht, ob bei Kinderwunsch eine Unterbrechung der endokrinen Therapie dennoch gefahrlos möglich ist. Teilgenommen hatten 516 Frauen mit Kinderwunsch. Alle waren an Brustkrebs in den Stadien I-III erkrankt, hatten bereits 18-30 Monate einer adjuvanten endokrinen Therapie hinter sich. Hierfür sah das POSITIVE-Protokoll eine maximal zweijährige Unterbrechung der endokrinen Behandlung vor.

Im Verlauf des Follow-up von 1.638 Patientenjahren (median 41 Monate) kehrte der Krebs bei 44 Frauen zurück (8,9 %). In einer vergleichbaren Kohorte von 1.499 Frauen mit durchgehender endokriner Therapie aus den Studien SOFT und TEXT lag der Anteil von Frauen mit Ereignissen eines Brustkrebsrezidivs nach drei Jahren bei 9,2 %. Diese Differenz war statistisch unerheblich.

Verzerrt werden diese Ergebnisse womöglich durch ein Selektionsbias (Healthy-Mother-Effekt durch überproportionale Teilnahme per se wenig rezidivgefährdeter Frauen). Zudem hat das mediane Follow-up nur 3,4 Jahre betragen. Gerade HR-pos Brustkrebs kann aber noch nach längerer Zeit zurückkehren, sodass für aussagekräftigere Informationen zur Sicherheit einer unterbrochenen adjuvanten endokrinen Therapie die 10-Jahres-Resultate abzuwarten sind. Im Studienprotokoll ist diese Auswertung explizit vorgesehen.

Fazit: "Für Frauen mit vorherigem HR-pos Brustkrebs wird das kurzfristige Risiko für eine Rückkehr des Karzinoms nicht erhöht, wenn die adjuvante endokrine Therapie temporär zur Ermöglichung einer Schwangerschaft unterbrochen wird", resümieren die Forschenden. Das schließe das Risiko für eine Metastasierung ein. Für die Beurteilung der langfristigen Sicherheit sei die weitere Nachbeobachtung unabdingbar.

Partridge AH et al. Interrupting endocrine therapy to attempt pregnancy after breast cancer. N Engl J Med. 2023;388(18):1645-56