Reagieren Patienten mit myelodysplastischem Syndrom (MDS) nicht mehr auf eine Stimulation der Erythropoese, sind die Behandlungsmöglichkeiten begrenzt. Hoffnungen weckt in dieser Situation der Telomerasehemmer Imetelstat.

Zellen von Patienten mit myelodysplastischem Syndrom (MDS) zeigen eine hohe Telomeraseaktivität. Hier setzt der Telomeraseinhibitor Imetelstat an. Vor knapp 3 Jahren wurden bereits erste Daten publiziert, wonach viele von MDS Betroffene niedrigeren Risikos (LR-MDS) unter Imetelstat dauerhaft unabhängig von Transfusionen werden können. Auf dem diesjährigen EHA-Kongress hat Uwe Platzbecker, Leipzig, nun weitere Resultate der Phase-II/III-Studie IMerge vorgestellt [Platzbecker U et al. EHA. 2023; Abstr S165]. Beteiligt waren 178 Patienten mit LR-MDS, die unter Erythro- poesestimulation einen Rückfall erlitten hatten, nicht mehr auf die Stimulation reagierten oder für die eine solche Therapie nicht infrage kam. Alle waren stark von Transfusionen abhängig. 118 Patienten erhielten Imetelstat (7,5 mg/kg Körpergewicht i. v. q4w), die übrigen Placebo.

"Klinisch bedeutsame Wirksamkeit"

Primärer Endpunkt der Studie war die Transfusionsunabhängigkeit nach 8 Wochen. Diesen Endpunkt erreichten 47 Patienten (39,8 %) mit Imetelstat und 9 (15,0 %) mit Placebo. Mit Imetelstat wurden auch über Subgruppen hinweg signifikant bessere Ergebnisse erzielt, einschließlich der Patienten, die keine Ringsideroblasten aufwiesen. Median hielt die Unabhängigkeit von Transfusionen unter Imetelstat 51,6 Wochen an, mit Placebo waren es 13,3 Wochen. 28,0 versus 3,3 % der Patienten unter Imetelstat bzw. Placebo blieben 24 Wochen lang von Transfusionen verschont, und bei 17,8 % versus 1,7 % währte die Transfusionsfreiheit ein Jahr oder länger. Eine erythroide hämatologische Verbesserung zeigten 42,2 % gegenüber 13,3 % der Patienten.

"Zusammengefasst zeigte Imetelstat eine statistisch hochsignifikante und klinisch bedeutsame Wirksamkeit", sagte Platzbecker. Eine solche Ansprechdauer sei bisher noch mit keiner anderen Therapie erreicht worden. Fast ein Fünftel der Patienten sei mit Imetelstat mindestens ein Jahr lang von Transfusionen unabhängig geworden.

Bericht vom Kongress der European Hematology Association (EHA), der vom 8. bis 11. Juni in Frankfurt/Main stattfand.