Bei einer rezidivierten/refraktären akuten B-lymphoblastischen Leukämie (r/r B-ALL) bzw. einer B-ALL mit MRD ("minimal residual disease")-Persistenz bietet der Einsatz von Blinatumomab aktuellen Daten zufolge eine wirksame Therapieoption.

Das Ziel der Behandlung einer B-ALL sollte nicht nur die komplette hämatologische Remission sein, sondern auch das Erreichen von MRD-Negativität, was mit der Standardchemotherapie in 30-50 % der Fälle nicht möglich ist. Eine persistente MRD geht mit einer hohen Rezidivrate und einem reduzierten Gesamtüberleben (OS) einher. Innerhalb der NEUF-Studie untersuchten Forschende daher an 249 Erkrankten, in welchem Ausmaß die Therapie mit Blinatumomab bei MRD-positivem Status bzw. bei r/r B-ALL die Prognose verbessert.

Die 109 MRD-positiven Betroffenen sowie die 140 mit r/r B-ALL wurden in jeweils 2 Gruppen unterteilt: jene mit Translokation t(9;22) (= Philadelphia-Chromosom, Ph) und jene ohne die zytogenetische Veränderung. Im Median erhielten die Betroffenen zwei Zyklen Blinatumomab. MRD-Ansprechen auf die Therapie ist definiert als MRD < 0,01 %.

Ein MRD-Ansprechen konnte bei 92,5 % der 83 MRD-positiven, Ph-negativen Personen im ersten Zyklus und 90,9 % in den ersten 2 Zyklen beobachtet werden. In der Gruppe der 26 MRD-Positiven, Ph-Positiven waren es 63,6 % (1. Zyklus) bzw. 58,8 % (erste 2 Zyklen). Auch unter den r/r Betroffenen zeigte sich mit 83,3 % in der Fraktion der 106 Ph-Negativen ein besseres MRD-Ansprechen innerhalb der ersten 2 Zyklen als bei den 34 Ph-Positiven mit 66,7 %.

Für das MRD-positive Kollektiv wurde das mediane OS nach einer durchschnittlichen Follow-up-Zeit von 18,5 Monaten nicht erreicht. Die Kaplan-Meier-Schätzung bei 24 Monaten war bei jenen, die in den ersten 2 Zyklen ein MRD-Ansprechen demonstrierten, besser als bei Nichtansprechen (71,5 vs. 57,1 %). Die Schätzungen unterschieden sich bei Ph-Negativen und -Positiven nicht. Anders war dies bei jenen mit r/r B-ALL: Hier wiesen die Ph-Negativen ein medianes OS von 12,2 (95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 7,3-24,2), die Ph-Positiven von 16,3 Monaten auf (95 %-KI 5,3-nicht geschätzt).

Fazit: MRD-positive, Ph-negative Personen, die an einer B-ALL erkrankt sind, profitieren besonders von einer Behandlung mit Blinatumomab, aber auch in anderen Kollektiven von Betroffenen kommt es zu beträchtlichen Reduktionen der MRD.

Boissel N et al. Real-world use of blinatumomab in adult patients with B-cell acute lymphoblastic leukemia in clinical practice: results from the NEUF study. Blood Cancer J. 2023;13(1):2