Das orale 5-Fluorouracil-Prodrug Capecitabin zeichnet sich durch gute Wirksamkeit beim Mammakarzinom und gastrointestinalen Tumoren aus, jedoch ist der Einsatz durch Nebenwirkungen an der Haut (Hand-Fuß-Syndrom) und Schleimhaut (Mukositis, Diarrhö) oft begrenzt.

Gleich zwei auf dem ASCO präsentierte Studien gingen der Frage nach, wie sich Capecitabin-bedingte Toxizitäten beherrschen lassen: einmal durch Veränderung der Applikationsintervalls zum anderen die Prävention des Hand-Fuß-Syndrom (HFS) durch den Einsatz von topischem Diclofenac.

7/7-Schema weniger toxisch

In der randomisierten X-7/7-Studie wurde bei Patientinnen und Patienten mit metastasiertem Mammakarzinom Capecitabin in fester Dosis (1.500 mg zweimal täglich) in einem so genannten 7/7-Schema (7 Tage Therapie - 7 Tage Pause) mit der Standardgabe von Capecitabin im 14/7-Schema verglichen [Khan Q et al. ASCO. 2023;Abstr 1007]. Beide Schemata zeigten vergleichbare Effektivität. Die Toxizität war beim 7/7-Schema jedoch signifikant geringer. Dies betraf alle Toxizitätsgrade einschließlich Grad-3/4-HFS, Grad-3/4-Diarrhö und Grad-3/4-Mukositis. Die Raten an Neutropenien (Grad 2-4) waren vergleichbar (17 vs. 20 %).

Diclofenac-Gel beim HFS

In der D-TORCH-Studie wurde topisches Diclofenac-Gel zur Prävention eines HFS eingesetzt [Santhosh A et al. ASCO. 2023;Abstr 12005]. 263 Erkrankte mit Brust- und Magen-Darm-Tumoren erhielten randomisiert entweder topisches Diclofenac-Gel (n = 130) oder Placebo (n = 133). Die Inzidenz eines HFS Grad 2 oder höher war im Diclofenac-Arm signifikant geringer als im Placeboarm (3,8 vs. 15,0 %; p = 0,003). Jeder HFS-Grad war im Studienarm im Vergleich zum Placeboarm signifikant niedriger (6,1 vs. 18,1 %; p = 0,003). Unter Einsatz des Diclofenac-Gels wurde in allen Subgruppen (Brust- und Magen-Darm-Krebs; Männer und Frauen) eine geringere Inzidenz von HFS beobachtet. Dosisreduktionen von Capecitabin waren im Diclofenac-Arm signifikant seltener als im Placeboarm (3,8 vs. 15 %, p = 0,002). Andere mit Capecitabin verbundene unerwünschte Ereignisse wie Diarrhö, Mukositis und Myelosuppression, unterschieden sich in beiden Armen nicht signifikant.

Topisches Diclofenac-Gel verhinderte wirksam alle Schweregrade von HFS unter einer Capecitabin-Behandlung. Die Anwendung des Diclofenac-Gels war auch mit geringeren Dosisreduktionen von Capecitabin verbunden. Diese Studie könnte topisches Diclofenac-Gel als neuen Strategie zur Vorbeugung von Capecitabin-assoziiertem HFS etablieren, so die Forschenden.

Bericht vom 59. Annual Meeting der American Society of Clinical Oncology (ASCO), das vom 2. bis 6. Juni 2023 in Chicago, IL/USA, stattfand.