Wenn Erkrankte mit soliden Tumoren psychisch stark belastet sind, haben sie ein höheres Sterberisiko, lässt eine Analyse vermuten.

Studien zeigen, dass Krebsdiagnosen mit einem hohen Maß an psychischer Belastung einhergehen. Stress ist zwar mit vielen nachteiligen Folgen assoziiert, bisher ist aber wenig erforscht, wie er sich auf den Krankheitsverlauf von Krebspatienten auswirkt. Eine systematische Übersicht hat ergeben, dass er bei Personen mit soliden Tumoren negative Effekte auf die Gesamtmortalität haben könnte.

13 Studien erfüllten die Einschlusskriterien für die Analyse von Kayla Roche, Bethesda, MD/USA und ihrem Team. Sie zeigten schwache bis moderate inverse Assoziationen zwischen Stress und dem Gesamtüberleben von Krebskranken. Analysiert wurde der potenzielle Einfluss von Ängsten, Depressionen oder anderen psychischen Belastungen, wobei 11 Studien nach Adjustierung auf Störfaktoren mindestens ein signifikantes Ergebnis vorweisen konnten. Allerdings erschwerte die Heterogenität der einzelnen Studien direkte Vergleiche.

In 3 Studien wurde der mögliche Zusammenhang zwischen Stress und Überleben bei Brustkrebspatientinnen untersucht. In 2 davon war Stress nur in univariaten Analysen ein Prädiktor für die Überlebenschancen, während die 3. keine signifikanten Unterschiede ergab.

Zur psychischen Belastung und dem Überleben von Lungenkrebspatienten ergab eine von zwei Studien, dass durch Interviews beurteilter Stress Aussagen über das Sterberisiko erlaubte, was bei selbstberichtetem Stress nicht der Fall war.

Auch in Studien mit Personen mit Zervixkarzinomen, Magenkrebs oder Tumoren im Kopf-Hals-Bereich wurden entsprechende Assoziationen entdeckt. In allen 3 Untersuchungen war Stress in multivariaten Analysen mit den Überlebenschancen assoziiert.

Fazit: Den Forschenden zufolge könnten die Korrelationen auf zwei Arten erklärt werden. Möglicherweise bewirke Stress ein weniger gesundes Verhalten, was wiederum die Genesung behindere, oder aber es gebe direkte biologische Mechanismen, die sowohl an Stress als auch am Tumorwachstum beteiligt seien. "Ein weiteres Verständnis der biologischen Grundlagen könnte zur Entwicklung von Interventionen beitragen, die die Belastung reduzieren können", schließen Roche und ihr Team.

Roche KN et al. The link between psychological distress and survival in solid tumor patients: A systematic review. Cancer Med. 2023; https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/cam 4.5200