Frauen, die während der Schwangerschaft oder im Jahr nach der Geburt an Krebs erkranken, haben schlechtere Überlebenschancen als Krebspatientinnen, die die Diagnose nicht während dieser Zeit erhalten. Forschende aus Kanada haben außerdem festgestellt, dass es dabei Unterschiede zwischen den Krebsarten gibt.

In den letzten Jahren hat die Inzidenz von Krebserkrankungen während und unmittelbar nach der Schwangerschaft zugenommen. Dieser Anstieg ist zum Teil der Tatsache geschuldet, dass viele Frauen in einem fortgeschrittenen Alter schwanger werden. Er ist aber auch auf Verbesserungen in der Diagnostik, ein steigendes Bewusstsein über genetische Risikofaktoren sowie ausgeweitete Vorsorgeuntersuchungen und -programme zurückzuführen.

Beim Mammakarzinom ist es erwiesen, dass Tumoren mit Bezug zu einer Gravidität im Vergleich zu Brustkrebserkrankungen, die außerhalb der Schwangerschaft oder der postpartalen Phase diagnostiziert werden, eine höhere Sterblichkeit aufweisen. Für andere Krebsarten fehlen solche Langzeituntersuchungen. Diesem Thema hat sich nun ein Team aus Kanada gewidmet. Sie haben prämenopausale Frauen, die während der Schwangerschaft bzw. innerhalb eines Jahres nach der Geburt an Krebs erkrankten, Frauen gegenübergestellt, deren Krebserkrankungen nicht Schwangerschafts-assoziiert waren. Die Probandinnen im Alter von 18 bis 50 Jahren hatten zwischen 2003 und 2016 die Diagnose "Krebs" erhalten und wurden bis Ende 2017 nachverfolgt. Die Studiengruppe begutachtete in ihrer populationsbasieren Kohortenstudie das Gesamtüberleben nach 1 und 5 Jahren.

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Schilddrüsenkrebs war die häufigste Krebsart unt den postpartalen Patientinnen.

Während des Studienzeitraums erkrankten 1.014 Schwangere an Krebs, 3.074 Frauen innerhalb eines Jahres nach der Geburt und 20.219 Frauen, deren Erkrankung nicht Schwangerschafts-assoziiert war. Die 1-Jahres-Überlebensrate ergab kaum Unterschiede innerhalb der 3 Gruppen, die 5-Jahres-Überlebensrate hingegen war bei Patientinnen mit bösartigen Tumoren während der Schwangerschaft oder nach der Geburt vermindert.

Insgesamt ergab sich bei den werdenden und frisch gebackenen Müttern mit Krebs eine um 57 % höhere Sterblichkeit als unter den Frauen der Vergleichsgruppe. Dabei wurden Einflussgrößen wie das Alter bei der Diagnose, das Stadium des Tumors, die Lokalisation und der Zeitraum bis zum ersten Therapieschritt berücksichtigt. Die Sterblichkeit blieb signifikant erhöht, wenn maligne Tumoren während der Schwangerschaft (Mortalität um 79 % erhöht) und nach der Geburt (Mortalität um 49 % erhöht) getrennt voneinander betrachtet wurden.

Die Ergebnisse variierten jedoch je nach Krebsart: Ein erhöhtes Mortalitätsrisiko wurde beobachtet für Mamma- (Risiko um 100 % erhöht), Ovarial- (um 160 % erhöht) und Magenkarzinome (um 937 % erhöht), die während der Schwangerschaft zutage kamen, sowie für Mammakarzinome (um 61 % erhöht), Melanome (um 84 % erhöht) und Hirntumoren (um 175 % erhöht), die in dem Jahr nach der Geburt festgestellt wurden, verglichen mit Patientinnen, die in der postpartalen Phase die Diagnose "Krebs" erhalten hatten. Brustkrebs war die häufigste Krebsart sowohl unter den Schwangeren (26,0 %) als auch in der Vergleichsgruppe (30,0 %), während Schilddrüsenkarzinome die häufigste Krebsart unter den postpartalen Patientinnen war (24,0 %).

Fazit: Es gibt mehrere potenzielle Risikofaktoren für eine erhöhte Mortalität von Patientinnen mit Schwangerschafts-assoziierten Tumoren, allen voran zu spät begonnene Therapien oder verzögerte Diagnosen. In der aktuellen Studie verlängerte sich die durchschnittliche Zeit bis zur ersten Behandlung nur bei Frauen, bei denen die Diagnose in der Schwangerschaft gestellt wurde, nicht aber nach der Geburt des Kindes.

Cairncross ZF et al. Long-term Mortality in Individuals Diagnosed With Cancer During Pregnancy or Postpartum. JAMA Oncol. 2023; https://doi.org/10.1001/jamaoncol.2023.0339