Wenn eine Chemotherapie beim BRAF-mutierten, metastasierten Kolorektalkarzinom nicht in Frage kommt, könnte in der Erstlinie womöglich eine Tripletherapie mit einem BRAF-Inhibitor eine Option sein, wie aus einer Studie nun hervorgeht.

Insgesamt weisen 10-15 % der Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom (mCRC) eine BRAF-V600E-Mutation auf, die mit einer schlechten Prognose einhergeht. Chemotherapiebasierte Regime können den Krankheitsverlauf nur wenig verbessern. In internationalen Leitlinien wird bei RAS-Wildtyp/BRAF-mutiertem mCRC eine Zwei- oder Dreifachkombination mit oder ohne EGFR("epidermal growth factor receptor")-Inhibition empfohlen. Womöglich lohnt sich dann, wenn die Standardchemotherapie nicht in Frage kommt, eine Kombination aus BRAF/MEK- und EGFR-Inhibition, wie aus Daten zur ANCHOR CRC-Studie hervorgeht.

In dieser multizentrischen Open-Label-Single-Arm-Phase-II-Studie erhielten 95 Patienten ab 18 Jahren mit BRAF-V600E-mutiertem mCRC den BRAF-Inhibitor Encorafenib, den MEK-Inhibitor Binimetinib in 28-Tage-Zyklen und den EGFR-Antikörper Cetuximab. Ausgeschlossen waren Patienten, die bereits wegen metastasierter Erkrankung eine systemische Therapie erhalten hatten. Die Therapie wurde so lange fortgesetzt, bis es zum Progress oder Tod kam, die Nebenwirkungen zu stark wurden oder die Patienten den Abbruch wünschten.

Die objektive Ansprechrate lag bei 47,4 % der Patienten, in allen Fällen handelte es sich um eine partielle Response. Der primäre Endpunkt der Studie wurde damit erreicht. Im medianen Follow-up von 20,1 Monaten betrug das mediane progressionsfreie Überleben 5,8 Monate, das mediane Gesamtüberleben (OS) 18,3 Monate. Die geschätzten Raten des OS nach 12, 18 und 24 Monaten betrugen 65 %, 50 % und 35 %. Die mediane Zeit bis zur nachfolgenden Therapie oder Tod lag bei 6,9 Monaten. 57 Patienten (60 %) erhielten nach der Progression des mCRC mindestens eine weitere Antitumortherapie.

Die häufigsten Nebenwirkungen aller Grade waren Diarrhö (67 %), Nausea (45 %), akneförmige Dermatitis (40 %) und Rash (40 %). Nebenwirkungen von Grad ≥ 3 waren Anämie (11 %), asymptomatischer Anstieg der Lipase (11 %), Diarrhoe (10 %) und Nausea (8 %). In den Zyklen 3-10 besserten sich bei mindestens 30 % der Patienten die Symptome substanziell. Zu signifikanten Änderungen bei Patient-Reported Outcomes (PRO) als Ausdruck für die Lebensqualität kam es nicht.

Fazit: Die BRAF-Inhibitor-basierte zielgerichtete Kombinationstherapie stellte sich in dieser Studie bei Patienten mit BRAF-V600E-mutiertem mCRC als eine Option für die Erstlinientherapie dar, wenn die übliche Chemotherapie nicht in Frage kommt.

Van Cutsem E et al. ANCHOR CRC: Results From a Single-Arm, Phase II Study of Encorafenib Plus Binimetinib and Cetuximab in Previously Untreated BRAFV600E-Mutant Metastatic Colorectal Cancer. J Clin Oncol. 2023;41(14):2628-37