Mit einer auf maximal 12 Zyklen limitierten Gabe von Glofitamab als Monotherapie werden bei intensiv vorbehandelten Patientinnen und Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Mantelzelllymphom (r/r MCL) hohe Komplettremissionsraten erreicht.

Menschen, die an einem r/r MCL leiden, haben eine schlechte Prognose - insbesondere dann, wenn die Erkrankung nach der Therapie mit einem BTK ("Bruton's tyrosine kinase")-Inhibitor fortgeschritten ist. So betrug das mediane Gesamtüberleben nach Beendigung der Behandlung mit Ibrutinib in einer retrospektiven Kohortenstudie nur noch 2,9 Monate [Martin P et al. Blood. 2016; 127:1559-63]. "Zwar ist in dieser Indikation inzwischen auch eine CAR("chimeric antigen receptor")-T-Zell-Therapie zugelassen, ihr Einsatz ist aber oft durch logistische Herausforderungen limitiert", kommentierte Tycel J. Phillips vom Rogel Cancer Center in AnnArbor, MI/USA.

Eine mögliche neue Option könnte Glofitamab sein, ein bispezifischer Antikörper, der sich durch eine 2:1 Molekülkonfiguration mit zwei Bindungsstellen für CD20 auf B-Zellen und einer Bindungsstelle für CD3 auf T-Zellen auszeichnet. "Nach stufenweiser Aufdosierung und einer Vorbehandlung mit Obinutuzumab zur Prophylaxe eines Zytokinfreisetzungssyndroms konnten für die Glofitamab-Monotherapie beim r/r MCL bereits hohe Ansprechraten und ein handhabbares Sicherheitsprofil demonstriert werden", so Phillips anlässlich der ASH-Jahrestagung, auf der der Hämato-Onkologe die Daten einer größeren Kohorte mit längerer Nachbeobachtungszeit aus einer Phase-I/II-Studie vorstellte. In der Studie hatten alle Teilnehmenden sieben Tage vor Beginn der Glofitamab-Gabe eine Vortherapie mit Obinutuzumab (1 × 1.000 mg oder 1 × 2.000 mg) erhalten. Im Anschluss daran begann die Aufdosierung des bispezifischen Antikörpers (2,5 mg an Tag 8, 10 mg an Tag 15). Zieldosis waren nach Vortherapie mit 1.000 mg Obinutuzumab entweder 16 mg oder 30 mg Glofitamab bzw. 30 mg Glofitamab nach Vortherapie mit 2.000 mg Obinutuzumab. Mit Glofitamab behandelt wurde für bis zu 12 Zyklen [Phillips TJ et al. ASH. 2022;Abstr 74].

Bis zum Datenschnitt am 14. März 2022 hatten 37 Teilnehmende mit im Median drei Vortherapien Glofitamab nach der Obinutuzumab-Prophylaxe erhalten (1.000 mg: n = 16; 2.000 mg: n = 21). Nach einem medianen Follow-up von acht Monaten zeigte sich in der Gesamtkohorte eine Komplettremissionsrate (CR) von 73 %. "Bei Teilnehmenden, die zuvor mit einem BTK-Inhibitor behandelt worden waren (n = 24), lag die CR mit 66,7 % nicht viel niedriger", ergänzte Phillips.

Mit Glofitamab wurde, außer bei einem einzigen Betroffenen, unabhängig vom Therapieregime eine Anti-Tumor-Aktivität beobachtet. Remissionen wurden frühzeitig erreicht und waren anhaltend. Zum Zeitpunkt des Datenschnitts waren noch 74,1 % derer mit CR weiterhin in Remission, im Median hatte die CR für 10,0 Monate Bestand. Die Behandlung wurde gut vertragen, Therapieabbrüche aufgrund unerwünschter Ereignisse kamen nicht vor. "Um das Potenzial von Glofitamab beim r/r MCL weiter zu untersuchen, ist eine Phase-III-Studie geplant", informierte Phillips abschließend.

Bericht von der 64. Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH), der vom 10. bis 13. Dezember 2022 in New Orleans, USA, stattfand.