Seit rund einem Jahr ist der hochselektive RET-Inhibitor Selpercatinib für die Behandlung von RET-alteriertem Schilddrüsenkarzinomen zugelassen.

In der Phase-I/II-Studie LIBRETTO-001, die zur Zulassung von von Selpercatinib (Retsevmo®) führte, wurden nach Christine Dierks, Halle (Saale), zwei Kohorten unterschieden: Kohorte 1 umfasste Patienten (n = 55) mit medullärem Schilddrüsenkarzinom (MTC), welche onkogene Punktmutationen im RET-Gen aufwiesen. Nach einer Vorbehandlung mit Cabozantinib und/oder Vandetanib erreichten sie unter der Selpercatinib-Therapie eine objektive Ansprechrate (ORR) von 69,1 %, davon 10,9 % komplette (CR) und 58,2 % partielle Remissionen (PR). Die 2. Kohorte umfasste 19 Patienten mit differenzierten Schilddrüsenkarzinomen und RET-Genfusionen, die nach einer Radiojod-Therapie mit einer weiteren systemischen Therapie (oft Sorafenib und/oder Lenvatinib) behandelt wurden. Bei ihnen ergab sich für Selpercatinib eine ORR von 78,9 % (CR 10,5 %; PR 68,4 %). Als schwerwiegendere Nebenwirkungen sind nach Dierks Hypertonien sowie erhöhte Leberwerte zu beachten [Wirth LJ et al. N Engl J Med. 2020;383(9):825-35].

Dass Selpercatinib auch bei schwierigem Verlauf erfolgreich ist, schilderte Friederike Eilsberger, Marburg, an einem Patienten mit metastasierten RET-mutiertem MTC, der im Rahmen eines erweiterten Zugangsprogramms Ende 2020 Selpercatinib erhalten hatte. "Der Allgemeinzustand des Patienten hat sich - subjektiv und objektiv - deutlich gebessert." Und dies, schloss die Onkologin, hält bis heute an.

Satelliten-Symposium: 1 Jahr Selpercatinib beim RET-bedingten Schilddrüsenkarzinom: Erfahrungsberichte aus der Praxis, im Rahmen des 65. Deutschen Kongresses für Endokrinologie, 17. März. 2022; Veranstalter: Lilly Oncology