Qualitätsvergleiche zwischen onkologischen Praxen sind offenbar schwierig, wie sich in einer US-amerikanischen Studie herausstellt.

Die Ermittlung von Qualitätsstandards ist in der onkologischen Praxis unerlässlich, um eine gute Behandlung und Betreuung der Krebspatienten nach den jeweils neuesten Erkenntnissen zu gewährleisten. In der sektorenübergreifenden Studie wurden Daten aus dem Surveillance, Epidemiology, and End Results(SEER)-Register mit Medicare Daten verlinkt, um ältere Patienten mit Lungen-, Mamma- oder Kolorektalkarzinom zu identifizieren, bei denen die Diagnose zwischen dem 1. Januar 2011 und dem 31. Dezember 2015 gestellt worden war und die in einer onkologischen Praxis mit mindestens 20 Patienten behandelt wurden. Analysiert wurden die zwischen Januar 2018 und Dezember 2020 angefallenen Daten. Ermittelt wurden bspw. die Pflegeintensität in den letzten Lebensmonaten, die Arztbesuche während 6-monatiger Chemotherapieverläufe und das 12-Monats-Überleben.

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Die Analyse stützte sich auf die Daten von 49.715 Patienten mit Lungenkarzinom, die in 502 onkologischen Praxen behandelt wurden, 21.692 Patienten mit Kolorektalkarzinom, die in 347 Praxen behandelt wurden, und 52.901 Patientinnen mit Brustkrebs, die in 492 Praxen behandelt wurden. Die Patienten waren ≥ 65 Jahre, rund die Hälfte der Lungen- und Darmkrebspatienten waren Frauen.

Nur wenige der Praxen versorgten 20 oder mehr Patienten, deren Daten über die 5-jährige Studiendauer ausgewertet werden konnten. Die Zuverlässigkeit der Beurteilung bzw. der Vergleich von Maßnahmen zwischen den einzelnen Praxen erwies sich als gering. So lag bspw. die mediane Rate adjuvanter Chemotherapie innerhalb von 60 Tagen nach der Operation bei Patienten mit Lungenkarzinom im Stadium II oder IIIA in mittelgroßen Praxen bei 88 % ("interquartile range" [IQR] 86-90%), und die mediane Zahl an Patienten betrug selbst unter den Praxen, die 20 oder mehr Patienten versorgten, nicht mehr als 24 (IQR 20-34). Wenn Bildgebung beurteilt wurde, war die Zuverlässigkeit der Beurteilung höher, etwa bei Computertomographie (CT) für Patienten mit reseziertem nichtkleinzelligem Lungenkarzinom im Stadium I, II oder IIIA oder reseziertem Kolorektalkarzinom im Stadium II oder III.

Fazit: Insgesamt, so die Mediziner, habe sich gezeigt, dass die Qualitätsmessungen zwischen den einzelnen Praxen nur wenig vergleichbar und zuverlässig seien. Probleme seien etwa die oft geringe Größe der Stichprobe, selbst wenn die Daten über 5 Jahre gepoolt würden, und/oder die begrenzte Variabilität in den Messraten zwischen den Praxen. Hier müssten dringend neue Methoden gefunden werden.

Keating NL et al. Evaluation of Reliability and Correlations of Quality Measures in Cancer Care. JAMA Netw Open. 2021;4(3):e212474