Die COVID-19-Pandemie hat in Deutschland zu einem erheblichen Rückgang der Zahl an Hautkrebsdiagnosen und zu einer Verzögerung der Behandlungen geführt. Dermatologen haben das Ausmaß untersucht - und ob es dabei auf die Tumorart ankommt.

Durch COVID-19 wurden die Arbeitsabläufe in Krankenhäusern auf der ganzen Welt grundlegend verändert. Dermatologen des Universitätsklinikums Frankfurt haben die in deutschen Kliniken behandelten Hauttumoren vor und während der Pandemie miteinander verglichen. In der retrospektiven Beobachtungsstudie untersuchten sie die Daten aller stationär behandelten Erkrankten mit Hautkrebs; zum einen im ersten Jahr der Pandemie ab dem 18. März 2020, zum anderen im Jahr davor.

Im ersten Jahr der Pandemie war im Vergleich zu vor der Pandemie ein deutlicher Rückgang stationär behandelter Hautkrebsfälle um 19.063 (-14 %) und eine Abnahme stationär durchgeführter chirurgischer Eingriffe um mehr als 22.000 (-17 %) aufgrund von Hauttumoren festzustellen. Der größte Schwund wurde mit 24 % bei nicht invasiven In-situ-Tumoren (Melanoma in situ: n = 760; Carcinoma in situ: n = 905) verzeichnet, gefolgt von nicht melanozytärem Hautkrebs (NMSC) mit einer Reduktion von 16 % (n = 15.310) und Melanomen, die um 7 % rückläufig waren (n = 2.088). In jeder Welle der Pandemie nahmen Hautkrebsfälle mit dem Anstieg der COVID-19-Hospitalisierungsraten in deutschen Krankenhäusern ab.

Insgesamt waren mehr Personen über 65 Jahre von der reduzierten Krankenhauseinweisungsrate betroffen. Dies lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass ein höheres Alter frühzeitig als Hauptrisikofaktor für eine schwere Erkrankung durch COVID-19 identifiziert wurde. Entsprechend wurde hier das Risiko einer schweren COVID-19-Infektion womöglich höher eingeschätzt als potenzielle Schäden durch Hautkrebs.

Fazit: Aufgrund dieser Beobachtungen ist zu befürchten, dass es durch die Abnahme der Fälle während der Pandemie zu einem größeren Rückstau von Hautkrebspatienten gekommen ist, der in naher Zukunft zu einem schlechteren Behandlungsergebnis aufgrund von verzögerten Konsultationen führen könnte. Denn die Fallzahlen, insbesondere bei NMSC, stiegen nach dem Rückgang der einzelnen Infektionswellen nicht über das Niveau von vor der Pandemie an.

Kleemann J et al. Impact of the Covid-19 pandemic on Melanoma and Non-melanoma skin cancer inpatient treatment in Germany - a nationwide analysis. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2022;36(10):1766-73