Wie häufig treten nach blasenkrebsbedingter radikaler Zystektomie Rezidive in der Harnröhre auf? Und welche Patienten sind besonders gefährdet?

Drei Patientengruppen sind neuen Daten zufolge gehäuft von Blasenkrebsrezidiven nach radikaler Zystektomie (RZE) betroffen: Männer mit einer nicht orthotopen Harnableitung, solche mit Beteiligung der Prostata und allgemein Patienten mit multifokalen Tumoren.

Im Zuge einer systematischen Übersicht und Metaanalyse nahmen sich die Forschenden 21 Studien mit Patienten nach krebsbedingter RZE vor, die zwischen 2 und 10 Jahre nachverfolgt worden waren. Urethrale Rezidive traten mit einer Inzidenz von 0,8-13,7 % auf, die gepoolte Rate lag bei 4,6 %. Die mediane Zeitspanne bis zum Rezidiv betrug 8 bis 33 Monate. War zur Harnableitung eine orthotope Neoblase angelegt worden, verringerte sich die Gefahr für urethrale Rückfälle um 56 % (gepoolte Odds Ratio [gOR] 0,44); besonders galt das für Männer, bei denen die orthotope Anlage einer Neoblase das Risiko um 65 % im Vergleich zu Männern mit nicht orthotoper Anlage senkte (gOR 0,35). Gegenüber Frauen hatten Männer ein rund dreimal so hohes Rezidivrisiko (gOR 3,16). Eine Beteiligung der Prostata, urethral oder stromal, am ursprünglichen Tumorgeschehen erhöhte das Rezidivrisiko in der Urethra auf das 5- bis 6-fache (gepoolte Hazard-Ratio [gHR] 5,44 bzw. 5,90). Multifokale Tumoren wirkten beim Rezidivrisiko etwa als Steigerungsfaktor 3 (gHR 2,97). Hingegen wirkten sich weder In-situ-Karzinome noch das Tumorstadium auf das rezidivfreie Überleben aus. Angaben zu Tumorhistologie und positiven Resektionsrändern fehlten häufig, eine Analyse war nicht möglich. Am Leben waren nach fünf Jahren noch zwischen 40 % und 74 % der Patienten mit Urethralrezidiven, das krebsspezifische Überleben lag bei 47-63 %. Statistisch bedeutsame Unterschiede zu Patienten nach RZE ohne Rezidive in der Harnröhre waren in puncto Überleben nicht festzustellen.

Fazit: Die Inzidenz von Urethrarezidiven liegt im Mittel bei 4,6 %, gefährdet sind besonders Männer mit nicht orthotoper Harnableitung, Prostatabeteiligung sowie Patienten mit multifokalen Tumoren. Auf das Überleben wirkten sich solche Rezidive aber nicht aus. Blasenkrebspatienten nach radikaler Zystektomie, denen die genannten Merkmale eigen sind, sollten dennoch gezielt auf urethrale Rezidive untersucht werden.

Laukhtina E et al. Incidence, risk factors and outcomes of urethral recurrence after radical cystectomy for bladder cancer: A systematic review and meta-analysis. Urol Oncol. 2021; https://doi.org/10.1016/j.urolonc.2021.06.009