Ein um 3,4 Monate längeres Gesamtübeleben und ein um 1,3 Monate längeres progressionsfreies Überleben - das ist die Bilanz einer Phase-III-Studie mit dem PD-1-Hemmer Camrelizumab plus Chemotherapie gegen Plattenepithelkarzinomen der Speiseröhre.

Ein Ösophaguskarzinom wird meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, die Prognose ist dann trotz einer Chemotherapie recht ungünstig - im Median leben die Patienten weniger als ein Jahr. In einer Phase-III-Studie konnten Onkologen aus China die Prognose mit dem Checkpointhemmer Camrelizumab bereits in der zweiten Therapielinie bei Patienten mit einem Plattenepithelkarzinom der Speiseröhre deutlich verbessern. Nun legen Ärzte um Huiyan Luo vom Krebszentrum der Universität in Guangzhou, China, mit einer Phase-III-Studie zur Erstlinientherapie nach: Unter der zusätzlichen PD-1-Blockade lebten die Betroffenen im Median um über 3 Monate länger.

figure 1

© Dr_Microbe / Getty Images / iStock

Bei Patienten mit Ösophaguskarzinom könnte ein Checkpointhemmer in der Erstlinie vorteilhaft sein.

An der Studie ESCORT-1st nahmen knapp 600 Patienten mit einem nicht resezierbaren, lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Plattenepithelkarzinom der Speiseröhre teil, auch Patienten mit einem Rezidiv nach einer Ösophagektomie konnten sich beteiligen, solange sie bisher noch keine systemische Behandlung erhalten hatten. Alle bekamen eine Standardchemotherapie mit Paclitaxel plus Cisplatin über maximal 6 3-Wochen-Zyklen, die eine Hälfte erhielt jeweils am ersten Zyklustag zusätzlich 200 mg des PD-1-Hemmers Camrelizumab, die andere Hälfte Placebo.

Die Patienten waren zu Beginn im Median 62 Jahre alt, die Hälfte hatte mindestens 2 Metastasen, bei 56 % lag ein positiver Test auf PD-L1-Expression vor (≥ 1 % der Tumorzellen). Nach einer medianen Nachbeobachtungsdauer von rund 11 Monaten waren in der Gruppe mit dem PD-1-Hemmer 45 % und in der Kontrollgruppe 58 % der Patienten gestorben. Im Median lebten die Patienten mit Chemotherapie plus Camrelizumab 15,3 Monate, 12,0 Monate waren es mit Chemotherapie plus Placebo.

67 % der Patienten mit dem Checkpointhemmer sowie 77 % mit Placebo als Kombinationspartner zeigten im Nachbeobachtungszeitraum eine Tumorprogression. Das progressionsfreie Intervall beziffern die Onkologen um Luo mit 6,9 Monaten in der Camrelizumab- sowie 5,6 Monaten in der Placebogruppe. Unter Berücksichtigung diverser Begleitfaktoren und Tumorcharakteristika kommen die Ärzte unter dem Checkpointhemmer auf eine um 30 % reduzierte Mortalität sowie ein um 46 % verringertes Progressionsrisiko.

Nach 18 Monaten sind diesen Daten zufolge noch 43 % mit dem PD-1-Hemmer-Zusatz sowie 30 % mit der Placebo-add-on-Therapie am Leben, die Ansprechrate wird mit jeweils 72 % und 62 % beziffert.

Patienten mit PD-L1-Expression (> 1 %) hatten einen größeren Vorteil: Der kombinierte Endpunkt Tod oder Tumorprogression wurde bei ihnen nur halb so oft beobachtet wie in der Kontrollgruppe (Hazard Ratio [HR 0,51), bei Betroffenen mit geringer PD-L1-Expression (< 1 %) war der Unterschied etwas kleiner (HR 0,62).

Therapiebezogene Nebenwirkungen von Grad 3 wurden in der Camrelizumab-Gruppe sogar etwas seltener beobachtet als in der Kontrollgruppe (bei 63 vs. 67 %), leichtere Immunreaktionen traten aber deutlich häufiger auf (bei 85 vs. 33 %).

Fazit: Patienten mit dem PD-1-Hemmer hätten über eine bessere Lebensqualität, weniger Schmerzen und weniger Probleme mit dem Schlucken berichtet, so die Ärzte um Luo.

Luo H et al. Effect of Camrelizumab vs Placebo Added to Chemotherapy on Survival and Progression-Free Survival in Patients With Advanced or Metastatic Esophageal Squamous Cell Carcinoma. The ESCORT-1st Randomized Clinical Trial. JAMA. 2021; 326(10):916-25