Zu den häufigsten chromosomalen Auffälligkeiten bei pädiatrischen Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) zählt ein Rearrangement des Gens KMT2A. Dieses geht mit einer ungünstigen Prognose einher. Könnte das ADC Gemtuzumab-Ozogamicin (GO) den Kindern helfen?

Chromosomale Rearrangements mit Beteiligung des Gens KMT2A (KMT2Ar) auf Chromosomband 11q23 betreffen etwa jedes 5. Kind mit AML. Das klinische Outcome dieser Kinder ist insgesamt ungünstig, es hängt aber stark davon ab, welcher Translokationspartner im KMT2Ar vorliegt. Mittlerweile sind mehr als 80 mögliche Fusionspartner charakterisiert worden. Neue Behandlungsansätze für die Kinder werden also dringend gebraucht. Die Therapie mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) GO liegt hier nicht besonders nahe. Denn es richtet sich gegen CD33 - ein Target, das nach derzeitigem Kenntnisstand beim KMT2Ar keine Rolle spielt. Aber GO hat sich als wirksam gegen die AML erwiesen. Daher hat die Children's Oncology Group untersucht, ob GO als Ergänzung zur Chemotherapie das Leben der Kinder mit KMT2Ar verlängert.

Im Rahmen der Studie waren 1.022 Patienten aufgenommen worden. Bei 21 % von ihnen lag ein KMT2Ar vor. Nach 5 Jahren betrug die Rate des ereignisfreien Überlebens (EFS ) in der gesamten Kohorte 38 %, die des Gesamtüberlebens (OS) 58 %. Dabei war das EFS im GO-Arm mit 48 % höher als im Kontrollarm mit 29 % (p = 0,003), obwohl die OS-Rate in diesen beiden Armen vergleichbar war (63 vs. 53 %; p = 0,054). Für Patienten mit KMT2Ar, die eine vollständige Remission erreichen, senkte GO das Rezidivrisiko (40 vs. 66 % im No-GO-Arm; p = 0,001); auch führte GO bei diesen Mädchen und Jungen zu einem verbesserten krankheitsfreien 5-Jahres-Überleben (57 vs. 33 % im No-GO-Arm; p = 0,002).

Der Vorteil durch GO war sowohl unter Patienten zu finden, bei denen eine Hochrisikofusion von KMT2A zu finden war, als auch bei jenen mit einer Niedrigrisikofusion.

Für Kinder, die eine Stammzelltransplantation (HSCT) erhielten, war eine vorherige GO-Exposition mit einem erniedrigten Rezidivrisiko nach 5 Jahren assoziiert (28 vs. 73 % im No-GO-Arm; p = 0,006).

Eine Multivarianzanalyse ergab zudem, dass GO unabhängig mit einem verbesserten ereignisfreien Überleben assoziiert war, einem verbesserten krankheitsfreien Überleben und einem reduzierten Rezidivirisiko.

Fazit: Das Hinzufügen von GO zu einer konventionellen Chemotherapie verbesserte die Behandlungsergebnisse bei pädiatrischen AML-Patienten mit KMT2Ar . Eine Konsolidierung mit HSCT könnte die Ergebnisse noch zusätzlich verbessern.

Pollard JA et al. Gemtuzumab Ozogamicin Improves Event-Free Survival and Reduces Relapse in Pediatric KMT2A-Rearranged AML: Results From the Phase III Children's Oncology Group Trial AAML0531. J Clin Oncol. 2021;39(28):3149-60