Checkpointhemmer erobern die adjuvante Therapie des operierten Hochrisiko-Melanoms. So unterlag das bisher genutzte adjuvante hochdosierte Interferon-α2b in der Phase-III-Studie E1609 der North American Intergroup dem CTLA-4("cytotoxic T-lymphocyte associated protein 4")-Antikörper Ipilimumab.

Die Wissenschaftler der North American Intergroup konstatierten, dass hochdosiertes Interferon-α2b (HDI) keine Standardtherapie mehr in der adjuvanten Therapie des Hochrisiko-Melanoms ist, wenn die Patienten Zugang zu Checkpointinhibitoren haben. Denn Patienten mit operiertem Hochrisiko-Melanom (Stadium IIIB, IIIC, M1a oder M1b) zeigten in der E1609-Studie unter adjuvantem Ipilimumab (Ipi3; 3 mg/kg Körpergewicht [KG]) im primären Endpunkt ein längeres Gesamtüberleben (OS) verglichen mit der HDI-Therapie (Hazard Ratio [HR] 0,78; p = 0,044). Die 5-Jahres-OS-Rate betrug 72 % in der Ipilimumab-nd 67 % in der HDI-Gruppe. Der Überlebensvorteil entstand trotz anschließender Ipilimumab-basierter Salvagetherapie nach einer Tumorprogression im HDI-Arm. Im zweiten primären Endpunkt, "rückfallfreies Überleben (RFS)", konnte kein signifikanter Vorteil erzielt werden. Im dritten Behandlungsarm ließ sich unter höher dosiertem Ipilimumab (Ipi10; 10 mg/kg KG) nur ein nicht signifikanter Trend für eine Verbesserung von OS und RFS feststellen.

38,6 % der Patienten, die Ipi3 erhalten hatten, und 57,9 % unter höher dosierter Therapie erlitten unerwünschte Wirkungen von Grad 3-5. Die Toxizität war sogar höher als zuvor im metastasierten Setting berichtet: 18,2 % unter Ipi3 und 34,1 % unter Ipi10. Trotz der überlegenen Daten gegenüber der HDI-Therapie ist die Rolle von Ipilimumab in der Adjuvanz begrenzt, wie die Forscher selbst einräumen. Denn mittlerweile ist das verträglichere Nivolumab zugelassen, das in der adjuvanten Situation in der CheckMate-238-Studie effektiver war als Ipi10.

Fazit: Ipi3 hat das OS von Patienten mit einem Hochrisiko-Melanom nach der Operation im Vergleich mit einer HDI-Therapie signifikant verlängert. Der CTLA-4-Hemmer könnte nach einer gescheiterten Therapie mit Nivolumab in der adjuvanten Situation eingesetzt werden.

Tarhini AA et al. Phase III Study of Adjuvant Ipilimumab (3 or 10 mg/kg) Versus High-Dose Interferon Alfa-2b for Resected High-Risk Melanoma: North American Intergroup E1609. J Clin Oncol. 2020;38(6):567-75