In den letzten Jahren wurden große Erfolge in der Erstlinienbehandlung des Hodgkin-Lymphoms erzielt. Offen bleibt indes die Frage: Wie lassen sich diese Erfolge aufrechterhalten (oder gar verbessern) und gleichzeitig (Langzeit-)Toxizitäten weiter reduzieren? Weitere Biomarker, neuere (Immun-)Onkologika und Sequenztherapien könnten die Antwort sein.

Für die Mehrheit der Patienten mit Hodgkin-Lymphom (HL) sei die Wirksamkeit der Erstlinienbehandlung in den letzten Jahren deutlich verbessert worden, erklärte Paul Bröckelmann vom Uniklinikum Köln mit Blick auf die aktuell zur Verfügung stehenden Standardtherapieregime. Auch habe die Intensität der Behandlung insgesamt substanziell reduziert werden können. Gleichwohl blieben aber noch ungelöste Herausforderungenin der First-Line-Therapie, betonte der Onkologe.

Bestehende Herausforderungen

Zu diesen zählen:

  • Die Reduktion der therapieassoziierten Morbidität

  • Das Verhindern von therapierefraktären Erkrankungen

  • Das Verbessern der Therapieergebnisse bei älteren Patienten (> 60 Jahre).

Bröckelmann identifizierte drei Ansätze, mit denen sich diese Themen angehen lassen:

  • Eine weitere Individualisierung der Behandlungsintensität: Bröckelmann verwies auf neuere Biomarker, mit denen sich langfristig abschätzen lässt, wer intensiver behandelt werden sollte und wer nicht. Dazu gehören zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) oder das metabolische Tumorvolumen.

  • Der Einsatz neuerer Substanzen: Derzeit wird in verschiedenen Studien die Frage untersucht, wie Immuntherapeutika und Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC) im Rahmen von Erstlinienregimen bestmöglich eingesetzt werden können. Bröckelmann berichtete u. a. von der Studie INDIE [NCT04837859], die Ende 2021 anlaufenden wird. In dieser Studie werden HL-Patienten zunächst mit dem monoklonalen Anti-PD-1-Antikörper Tislelizumab (Tis) behandelt. Patienten, für die danach die Positronenemissionstomografie (PET) einen positiven Befund ausweist, werden mit Tis plus AVD (Adriamycin/Vinblastin/ Dacarbazin) weiterbehandelt; bei PET-Negativität folgen weitere Zyklen mit Tis. Sowohl nach Tis plus AVD als auch nach Tis mono erfolgt eine zweite PET. Patienten mit positivem Befund werden noch mit einer Radiotherapie (RT) weiterbehandelt. Das heißt: PET-abhängig könnten Patienten hier ggf. komplett chemo- und RT-frei behandelt werden.

  • Sequenztherapien, insbesondere für ältere Patienten: Bröckelmann verwies hier u. a. auf eine US-Studie [Evens AM et al. J Clin Oncol. 2018;36(30):3015-22], in der HL-Patienten (> 60 Jahre) zunächst mit Brentuximab Vedotin (BV) behandelt wurden. Je nach Verträglichkeit und Krankheitsstadium wurden die Patienten dann 3-6 Zyklen AVD unterzogen. Elegant an der Studie sei gewesen, dass Patienten, die AVD nicht oder nur mit erheblicher Toxizität vertragen hätten, in eine BV-Konsolidierungsphase wechseln konnten. Die Gesamtansprechraten seien sehr günstig ausgefallen, was sich auch in einer für diese Population ermutigenden 2-Jahres-Rate für das progressionsfreie Überleben von 84 % gezeigt habe.

Bericht vom virtuellen Update des International Symposium on Hodgkin Lymphoma 2021 am 2. und 9. März 2021