Die Medikamentengabe bei Patienten mit frühem HER2-positiven Mammakarzinom erfolgt meist über einen peripheren Zugang (PICC) oder einen implantierten dauerhaften Zugang (PORT). Welcher Zugang effektiver ist, ist unklar.

Eine pragmatische Studie aus Kanada kann diese Frage auch nicht beantworten, da zu wenige Patienten teilnahmen. Es wurde ein extra für solche medizinischen Alltagsfragen konzipiertes Design mit mündlicher Zustimmung der Patienten (REaCT) verwendet. Patienten mit frühem HER2-positivem Mammakarzinom wurden vor Beginn der Trastuzumab-basierten (neo-)adjuvanten Chemotherapie in eine PICC- und eine PORT-Gruppe randomisiert. Neben der Untersuchung der Machbarkeit dieser Studie werteten die Forscher die mit den Zugängen assoziierten Komplikationen aus.

Es wiesen 4 von 15 interessierten medizinischen Onkologen aus nur 2 Zentren Patienten der Studie zu (26,7 %). Wesentlich ausgeprägter war die Bereitschaft zur Teilnahme bei Patienten: 56 von 59 zugewiesenen Patienten (94,9 %) waren mit der Randomisierung einverstanden. Nach 2 Jahren wurde die Studie geschlossen.

5 der 29 Patienten der PICC-Gruppe (17,2 %) und 4 der 27 Patienten der PORT-Gruppe (14,8 %) entwickelten mindestens eine mit dem Zugang assoziierte Komplikation. Die Thromboseraten lagen mit 1,2 % aller Zyklen in der PICC- und 0,64 % aller Zyklen in der PORT-Gruppe deutlich unter dem, was in der Literatur angegeben wird (5-7 % bzw. 6-8 %). Das galt auch für Infektionen, die 1,6 % der Zyklen bei Patienten der PICC- und 1,9 % der Zyklen bei Patienten der PORT-Gruppe betrafen (Literatur jeweils 6-10 %).

Fazit: Die Studie zeigt die Probleme einer solchen pragmatischen Studie auf: Die Rekrutierung im klinischen Alltag ist schwierig, vor allem von Seiten der beteiligten Ärzte. Für valide Aussgen sind aber große Kohorten nötig.

Clemons M et al. A Randomized Trial Comparing Vascular Access Strategies for Patients Receiving Chemotherapy With Trastuzumab for Early-Stage Breast Cancer. Support Care Cancer. 2020;28(10):4891-9