Krebs ist zwar keine Infektionskrankheit, in sehr seltenen Fällen kann es allerdings passieren, dass eine Mutter das ungeborene Kind während der Schwangerschaft mit Krebs "ansteckt" [Greaves M, Hughes W. Evol Med Public Health. 2018; 2018(1):106-15]. Nun reiht sich eine weitere sehr ungewöhnliche Beobachtung in diese Fallserie ein: das Einatmen der mütterlichen Zervixkarzinomzellen während der natürlichen Geburt und damit verbunden die Entstehung eines Lungenkarzinoms beim Neugeborenen. Der Onkologe Ayumu Arakawa vom National Cancer Centre Hospital in Tokyo, Japan, und sein Team schildern dieses Phänomen an zwei Fallbeispielen [Arakawa A et al. N Engl J Med. 2021;384(1):42-50], einem 23-Monate alten und 6-Jährigen Jungen.

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Um die Ursache des Tumors zu finden, verglichen die Wissenschaftler das zervikale Tumorgewebe der Mütter mit dem Tumor ihrer Söhne. Das genetische Profil des Tumors von Mutter und Sohn stimmte in einigen Mutationen sowie den Merkmalen des HPV-Genoms überein. Da der Tumor der Kinder nur in der Lunge lokalisiert war, konnten die Forscher ausschließen, dass er über die Plazenta weitergegeben wurde. Ein Kaiserschnitt bei erkrankten Müttern würde hier den Säuglingen wohl einen besseren Start ins Leben bescheren, resümieren die Forscher. Sandrina Bachmaier

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Der deutsche Mediziner Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Harald zur Hausen erhielt 2008 den Nobelpreis für Medizin, da er 1976 den Zusammenhang der humanen Papillomviren mit Gebärmutterhalskrebs entdeckte.