Das Ovarialkarzinom ist prognostisch dem Mammakarzinom noch längst nicht vergleichbar. Neue Therapiestrategien geben aber Anlass zur Hoffnung. Dabei wird der Nachsorge ein zunehmend hoher Stellenwert zugeschrieben.

Soll bei der Resektion eines fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms systematisch auch eine Lymphonodektomie (LNE) durchgeführt werden? Die aktuell publizierte LION-Studie sagt hier ganz klar "nein", denn die routinemäßige pelvine und paraaortale Lymphonodektomie bringt mehr Nachteile als Vorteile, berichtete Philipp Harter, Essen, der die Untersuchung gemeinsam mit Kollegen veröffentlichte [Harter P et al. N Engl J Med 2019; 380(9):822-32].

In der internationalen, prospektiv randomisierten Studie wurde der Stellenwert der systematischen LNE beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom untersucht. Insgesamt 647 Patientinnen mit epithelialem Ovarialkarzinom im FIGO-Stadium IIB-IV wurden nach Erreichen der makroskopischen Tumorfreiheit intraoperativ in eine Gruppe mit systematischer LNE oder ohne LNE randomisiert. "Bulky nodes" durften nicht vorliegen. Zudem bestand keine Kontraindikation für eine LNE.

Es zeigte sich zwischen den beiden Behandlungsarmen über einen Beobachtungszeitraum von fünf Jahren kein Unterschied hinsichtlich des progressionsfreien und des Gesamtüberlebens, bei einer erhöhten Inzidenz postoperativer Komplikationen nach LNE. So kam es in der LNE-Gruppe häufiger zu Antibiotika-pflichtigen Infekten, Lymphozysten, und vermehrten Laparotomien.

Strahl statt Stahl

Mit der operativen und systemischen Therapie des Rezidivs beim Ovarialkarzinom befasste sich Sven Mahner, München. Dabei betonte er die Bedeutung der Strahlentherapie in der Rezidivsituation. Bei ausgesuchten Patienten solle man "nicht nur an Stahl, sondern auch an Strahl denken".

Nichts geht ohne Nachsorge

Die Aufgaben und Themen, die die Nachsorge betreffen, sind umfangreich anspruchsvoll und lebenslang erforderlich, erklärte Annette Hasenburg, Mainz. Während früher allein das Überleben betrachtet wurde, steht nun auch die Qualität der gewonnenen Lebensjahre im Fokus. Themen sind das Therapiemonitoring, die Aufarbeitung der bisherigen Therapie, die Diagnostik und Therapie postopertiver/medikamentöser Nebenwirkungen wie Kardiotoxizität, Lymphödeme und Fatigue, aber auch um die Überprüfung der Compliance in der Erhaltungstherapie. Rezidive und Zweitmalignome gilt es früh zu erkennen.

Eine weitere Aufgabe ist die Beratung zur Familienplanung nach fertilitätserhaltender Therapie. Relevante Themen sind laut Hasenburg auch Lifestyle-Beratung, Motivation zur Vorsorge, genetische Beratung und eine psychoonkologische Begleitung. Größtes Problem im Bereich der Nachsorge sei die limitierte Evidenz. Wissenschaftliche Studien zu diesem Thema seien deshalb zwingen erforderlich.

Bericht vom 63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) vom 9. bis 10. Oktober 2020 in München