Das duktale Adenokarzinom des Pankreas (PDAC) zählt nach wie vor zu den Tumoren mit extrem ungünstiger Prognose. Trotz eines zunehmend besseren Verständnisses der Biologie sind die Ergebnisse von Studien zu zielgerichteten Therapien und Immuntherapien beim PDAC bislang eher enttäuschend.

Wie Jens Siveke, Essen, auf dem DKK 2020 erläuterte, bleiben in der palliativen Situation Kombinationschemotherapien wie Gemcitabin/nab-Paclitaxel oder FOLFIRINOX - die unter Berücksichtigung des Performancestatus, des Patientenalters und möglicher Komorbiditäten zum Einsatz kommen - weiterhin die tragenden Therapiesäulen.

Dank umfassender molekularen Analysen konnten die Genveränderungen im PDAC in den letzten Jahren sehr genau charakterisiert werden. Für das PDAC-Genom typisch sind regelmäßig vorkommende Alterationen in den Genen KRAS, TP53, CDKN2A und SMAD4 bei zugleich enormer interindividueller Genveränderungen [Collisson EA et al. Nat Rev Gastroenterol Hepatol. 2019;16(4):207-20]. Allerdings sei die Analyse der molekularen Subtypen technisch herausfordernd und noch lange kein Standard, so Siveke. Der Onkologe zeigte sich dennoch überzeugt, dass sich auf der Basis einer erweiterten molekularpathologischen Untersuchung des Tumorgewebes in naher Zukunft zumindest für definierte Patientensubgruppen neue Therapiemöglichkeiten eröffnen werden.

So habe gezeigt werden können, dass Patienten, deren Tumor den KRAS-Wildtyp und zugleich Genfusionen im NRG1-Gen aufweist, von einer Behandlung mit dem EGFR-Tyrosinkinasehemmer Afatinib oder der Kombination Erlotinib/Pertuzumab (EGFR/HER2-Hemmung) profitieren [Heining C et al. Cancer Discov. 2018;8(9):1087-95].

Positive Daten liegen auch für PDAC-Patienten mit Keimbahnmutationen im BRCA1/2-Gen (gBRCAm) vor. In dieser Subgruppe konnte nach initialer platinhaltiger Therapie mit dem PARP("poly [ADP-ribose] polymerase")-Inhibitor Olaparib als Erhaltungstherapie nahezu eine Verdopplung der progressionsfreien Überlebenszeit erzielt werden [Golan T et al. N Engl J Med. 2019;381:317-27]. Daher empfiehlt das National Comprehensive Cancer Network (NCCN) sämtliche PDAC-Patienten auf Keimbahnmutationen hin zu testen sowie ein molekulares Profiling auf somatische Mutationen bei allen Patienten mit lokal fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung vorzunehmen, die eine systemische Therapie erhalten sollen.

Bericht vom 34. Deutschen Krebskongress vom 19. bis 22. Februar 2020 in Berlin