Ein unerwünschter Nebeneffekt der CD4-T-Zell-Antwort auf Infektionen mit Staphylococcus aureus (SA) ist vermutlich eine Unterstützung der neoplastischen Progression bei Hautkrebs und kutanen T-Zell-Lymphomen. Womöglich kann eine aggressive Antibiotikatherapie dem entgegenwirken?

Bei Patienten mit kutanem T-Zell-Lymphom im fortgeschrittenem Stadium sind schwere Infektionen mit z. B. SA, die zum Tode führen, keine Seltenheit. In einer prospektiven Studie wurde untersucht, welchen Effekt eine kurzzeitige aggressive Antibiotaikatherapie auf die Tumorzellen und die Krankheitsaktivität in läsionaler Haut, die mit SA besiedelt ist, haben kann.

Im Jahr 2012 hatte sich im Aarhus Universitätsklinikum, Dänemark, ein Patient mit Mycosis fungoides mit großer Tumorlast vorgestellt. Die Erstdiagnose stammte aus dem Jahr 2003, seitdem war das Lymphom trotz intensiver Behandlung stetig vorangeschritten. Aufgrund von Hautulzerationen entwickelte der Patient eine schwere Sepsis, wobei SA als Erreger vermutet wurde. Er erhielt eine intravenöse Therapie mit Breitbandantibiotika, die Lymphomtherapie wurde ausgesetzt. Überraschenderweise kam es nach der antibiotischen Therapie zu einer nahezu vollständigen Klärung der Tumorlast. Dies veranlasste die Ärzte, bei 8 weiteren Patienten mit fortgeschrittenem kutanem T-Zell-Lymphom, die auf vorherige systemische und topische Behandlungen nicht mehr ansprachen, eine Breitbandantibiose als Off-Label-Therapie in die Routinebehandlung aufzunehmen.

Bei allen 8 Patienten gingen als Response auf die kurzzeitige aggressive antibiotische Therapie innerhalb von 2 Monaten klinische Symptome zurück. Die frühesten Verbesserungen traten nach 10 Tagen ein, bei einigen Patienten hielt der Effekt mehr als 8 Monate lang an. Bei 6 der 8 Patienten konnte ein maligner T-Zell-Klon in läsionaler Haut identifiziert werden. Infolge der Antibiotikatherapie kam es trotz unveränderter Krebstherapie zu einem signifikanten Rückgang maligner T-Zellen.

Immunhistochemische Tests ergaben, dass die vorübergehende antibiotische Therapie mit einer verminderten Expression von Interleukin-2 hochaffinen Rezeptoren (CD25), vermindertem STAT3-Signaling und verminderter Zellproliferation in läsionaler Haut assoziiert war.

Fazit: Die Forscher deuteten an, dass eine kurzzeitige aggressive aAntibiotikatherapie maligne T-Zellen in läsionaler Haut hemmen kann.

Lindahl LM et al. Antibiotics inhibit tumor and disease activity in cutaneous T-cell lymphoma. Blood. 2019;134(13):1072-83