Checkpointinhibitoren und CAR-T-Zellen ziehen in der Immuntherapie momentan die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Aber wie steht es eigentlich um die BiTE-Strategien?

Bispezifische Antikörper - sogenannte BiTE - sind Therapiekonstrukte, die mittels zweier Antikörperfragmente Krebs- und Abwehrzellen miteinander in Kontakt bringen. Dadurch können dann die T- gegen maligne Zellen vorgehen. Der erste klinisch erprobte und zugelassene Antikörper ist Blinatumomab, der bei der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) zum Einsatz kommen kann.

Auf dem Krebskongress 2020 illustrierte Ralf. C. Bargou, Würzburg, nun anhand von aktuellen Beispielen, dass das BiTE-Prinzip auch bei anderen Entitäten durchaus relevant sein könnte.

Erster BiTE gegen solide Tumoren

Zurzeit wird mit Pasotuximab erstmals ein BiTE gegen solide Tumoren klinisch geprüft, und zwar bei Patienten mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom [Hummel HD et al. ASCO. 2019;Abstr. 5034]. Pasotuximab bindet an CD3 auf T-Zellen und an das prostataspezifische Membranantigen (PSMA) auf Prostatakrebszellen. Ein Abfall des prostataspezifischen Antigens (PSA) um ≥ 50 % trat bei 3 von 16 Patienten auf. Es kam nicht zu therapiebedingten Todesfällen. Unter den unerwünschten Ereignissen vom Grad ≥ 3 waren Lymphopenien und Infektionen am häufigsten (je 44 %).

Proof of Concept beim MM

Auch in der Therapie des multiplen Myeloms (MM) sei der erste prinzipielle Wirksamkeitsnachweis mit dem BiTE AMG 420 in einer Phase-I-Studie gelungen [Topp MS et al. ASCO. 2019;Abstr 8007]. "Hier war in einer bei uns im Haus durchgeführten Studie mit austherapierten MM-Patienten ein relativ beeindruckendes Ansprechen zu beobachten. Zum Teil wurde sogar eine MRD(minimale Resterkrankung)-Negativität erzielt", zeigte sich Bargou erfreut. Allerdings seien auch Zytokinstürme (CRS, "cytokine release syndrome") und bisher nicht erklärbare neurologische Toxizitäten aufgetreten. Neben dem T-Zell-Antigen CD3 bindet AMG 420 an BCMA ("B-Cell maturation antigen") auf MM-Zellen.

CAR oder BiTE? Warum nicht beides?

BiTE können ihre Schlagkraft infolge von Resistenz- und Escapemechanismen verlieren, erläuterte Bargou. Das spreche für eine Kombinationstherapie, zum Beispiel mit Inotuzumab (Anti-CD-22-Antikörper) oder Checkpointinhibitoren. Entsprechende Studien liefen bereits.

Bericht vom 34. Deutschen Krebskongress (DKK) vom 19. bis 22. Februar 2020 in Berlin