Neben medizinischem Wissen sind heute zunehmend Informationen zu Strukturen und Prozessen bei der Krebsbehandlung notwendig. Patienten suchen Unterstützung und Beratung, eingebettet in Verständnis und Fürsorge.

Im letzten Jahr hat die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Patienten deshalb die Ergebnisse einer "Studie zum Versorgungsmanagement durch Patientenlotsen" präsentiert [Braeseke G et al. 2018; www.iges.com]. Sie verwies darauf, dass das vorhandene Angebot an medizinischen Versorgungs- und Unterstützungsdienstleistungen komplex und teilweise unübersichtlich sei. Insbesondere älteren oder mehrfach und chronisch erkrankten Menschen würde es schwerfallen, sich allein in der Versorgungslandschaft zurecht zu finden.

Hilfe zur Selbsthilfe

Die Lotsen könnten Betroffene und deren Angehörige aktiv dabei unterstützen, sich besser im Gesundheitswesen zurechtzufinden, notwendige Informationen zu erhalten, deren Inhalte und Bedeutung zu verstehen, sie einzuordnen, zu beurteilen und praktisch auf ihre individuelle Situation anzuwenden, um ihre Gesundheitskompetenz, den Umgang mit der Erkrankung und das Leben mit Krebs zu verbessern.

Bereits 2010 wurde in einem - vom Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, dem Europäischen Sozialfond (ESF) und der Sächsischen Aufbaubank (SAB) - geförderten Pilotprojekt der Sächsischen Krebsgesellschaft e.V. (SKG) eine Weiterbildung zum Onkolotsen auf der Basis eines speziell entwickelten Curriculums realisiert. Seit 2011 werden in Sachsen Onkolotsen weitergebildet. 2018 starteten die Onkolotsen-Kurse auch in Schleswig-Holstein. Bisher absolvierten über 130 Onkolotsen erfolgreich die Weiterbildung. Ziel ist die berufsbegleitende Qualifizierung von Menschen, die in der Onkologie beratend oder betreuend tätig sind. Sie sollen befähigt werden, onkologischen Patienten und deren Familienangehörigen noch besser zu helfen und während der Erkrankung einen optimalen Weg durch die Versorgungsangebote zu finden. Hierbei wird ein besonderes Augenmerk auf psychoonkologische Fragestellungen, den Umgang mit schwierigen Situationen, die Lösung auftretender Probleme, aktuelle Entwicklungen in der Onkologie und im Sozialrecht sowie die Herausforderungen ambulanter und stationärer Versorgung gelegt.

Der Onkolotse ist vom Freistaat Sachsen als psychoonkologische Zusatz-, Fort- bzw. -weiterbildung anerkannt. Patienten mit Pflegegrad können ihn in Sachsen und Schleswig-Holstein bei den Pflegekassen als Angebot zur Unterstützung im Alltag abrechnen.

Eine Idee - Viele Modelle

Patientenlotsen in der Onkologie gab es vereinzelt auch schon in der Vergangenheit (z. B. am Centrum für Integrierte Onkologie in Köln), jedoch ohne entsprechende Ausbildung auf Basis eines Curriculums. Mit dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz 2015 und der Etablierung des Innovationsfonds erhielten Patientenlotsenkonzepte einen neuen Schub (z. B. OSCAR, Pikko). Darüber hinaus startete die SKG Ende 2017 eine gesundheitsökonomische Evaluierung in 6 sächsischen Einrichtungen, mit dem Ziel der Überführung des Angebotes in die Regelversorgung.

Unabhängig davon griffen verschiedene Einrichtungen die Idee auf und etablierten eigene Projekte (z. B. Heidelberger Meilenstein-Kommunikation (HeiMeKomm), Patientenlotsen am Comprehensive Cancer Center Mainfranken und der Universitätsklinik Regensburg). Der Onkolotse ist auf einem guten Weg. Eine zeitnahe Überführung in die Regelversorgung wäre aus Sicht von Krebspatienten und ihrer Angehörigen wünschenswert.

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D. Westphal

"Ziel der Onkolotsen ist es, onkologischen Patienten und deren Familienangehörigen noch besser zu helfen und während der Erkrankung einen optimalen Weg durch die Versorgungsangebote zu finden."

Dr. Ralf Porzig

Geschäftsführer und Projektleiter Onkolotse der Sächsischen Krebsgesellschaft e.V. (https://www.onkolotse.de)