Die Überlebenszeiten von Brustkrebspatientinnen, die Hirnmetastasen entwickeln, sind eng an den Subtyp des Karzinoms geknüpft. Ähnliches gilt für die Lage der Absiedlungen.
Rund 30 % der Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs entwickeln trotz systemischer Therapie Hirnmetastasen. Nach Lungenkrebs ist Brustkrebs das Malignom, das die meisten Metastasen im Gehirn verursacht. Allgemein sind Absiedlungen bösartiger Tumoren im Hirn häufiger als primäre Geschwülste.
Um den Kenntnisstand mit Blick auf die klinisch bedeutsame Kohorte von Patientinnen zu verbessern, deren Mammakarzinom ins Gehirn gestreut hat, haben sich führende deutsche Brustzentren unter dem Schirm der German Breast Group zur Registerstudie „Brain Metastases in Breast Cancer Network Germany“ (BMBC) zusammengeschlossen. Kürzlich hat eine Forschergruppe unter Führung von Isabell Witzel, Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, eine Analyse der Daten von 1.712 Brustkrebspatientinnen mit Hirnmetastasen aus den Jahren 2000 bis 2016 im „European Journal of Cancer“ publiziert.
Die Frauen waren im Median 56 Jahre alt (22–90). 48 % hatten HER2-positive Tumoren, 21 % waren triple-negativ, 31 % vom Luminaltyp (Hormonrezeptor-positiv, HER2-negativ). Im Studienzeitraum nahm der Anteil HER2-positiver Hirnmetastasen ab; 2000–2009 lag er bei 51 %, 2010–2015 betrug er 44 %. Luminaltypen stiegen hingegen anteilsmäßig von 28 auf 34 %.
Lokalisiert waren die Metastasen in der vorderen Schädelgrube (31 %), in der hinteren Schädelgrube (23 %) oder in beiden. Die Leptomeningen waren bei 9 % der Patientinnen befallen. 54 % der Metastasen in der Fossa posterior waren HER2-positiv, von den leptomeningealen Absiedlungen waren 60 % vom Luminaltyp.
Bei 92 % der Patientinnen war mindestens ein lokaler Behandlungsversuch dokumentiert. 28 % der Patientinnen unterzogen sich primär einem chirurgischen Eingriff, 10% dieser Patientinnen wurden zusätzlich bestrahlt. 64 % der Patientinnen wurden bestrahlt, wobei stereotaktische Verfahren (7 %), die Ganzhirnbestrahlung (89 %) oder beide eingesetzt wurden.
Nach der Diagnose von Hirnmetastasen lebten die Patientinnen median noch 7,4 Monate. 38 % überlebten das erste Jahr. Mit im Schnitt 11,6 Monaten war die mediane Überlebenszeit von Patientinnen mit HER2-positiven Tumoren am längsten, verglichen mit 5,9 Monaten bei Luminaltyp und 4,6 Monaten bei triple-negativen Metastasen. Bekamen HER2-positive Patientinnen eine anti-HER2-Therapie, erreichte das mittlere Überleben 17,1 Monate, ohne eine solche Behandlung lebten die Frauen im Schnitt 7,2 Monate.
„Die Prognose von Patientinnen, die Hirnmetastasen eines Mammakarzinoms entwickeln, hängt signifikant vom Subtyp des Tumors ab“, resümieren Witzel und Mitarbeiter. Die Resultate unterstrichen die dringende Notwendigkeit, die Strategien zur Therapie und Prävention solcher Metastasen bei Frauen mit Brustkrebs zu verbessern.
Fazit: Die Analyse des BMBC-Registers weist bei Patientinnen mit Mammakarzinom nach Diagnose von Hirnmetastasen eine mediane Überlebenszeit von 7,4 Monaten aus; allerdings gibt es Unterschiede je nach Subtyp und Therapie.
Literatur
Witzel I et al. Treatment and outcomes of patients in the Brain Metastases in Breast Cancer Network Registry. Eur J Cancer. 2018;102:1–9
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Bublak, R. Mammakarzinom: Prognose nach Hirnmetastasen hängt vom Tumortyp ab. Im Focus Onkologie 22, 15 (2019). https://doi.org/10.1007/s15015-019-0044-3
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