Sorge bereitet Diana Lüftner von der Charité Universitätsmedizin Berlin die derzeitige Situation in der Versorgung von Patientinnen mit triple-negativem Mammakarzinom (TNBC). Dies sind etwa 15 % aller Brustkrebspatientinnen. Bei ihnen exprimieren die Tumoren weder Östrogen- und Progesteron- noch HER2-Rezeptoren.

Auch TNBC-Patientinnen profitieren möglicherweise von der PARP(„poly [ADP-ribose] polymerase“)-Inhibition. Unter dem PARP-Inhibitor Talazoparib habe es in der EMBRACE-Studie Hinweise auf ein besseres progressionsfreies Überleben (PFS) im Vergleich zur Monochemotherapie gegeben [Litton JK et al. N Engl J Med. 2018;379(8):753-63]. Alle Subgruppen hätten profitiert, auch die Patientinnen mit TNBC. In der Studie, in der Brustkrebspatientinnen mit BRCA1/2-Keimbahnmutationen behandelt worden waren, war das mediane PFS in der Talazoparib-Gruppe signifikant länger als in der Kontrollgruppe (8,6 vs. 5,6 Monate; p < 0,001). Für die Patientinnen mit Hirnmetastasen sei der Therapieeffekt noch besser gewesen, so Lüftner.

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Die Behandlung von Frauen mit triplenegativem Brustkrebs ist nicht einfach.

© Alexander Raths / Fotolia (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antikörper-Wirkstoff-Konjugat

Hoffnungen setzten Onkologen auch auf Strategien mit neuen Topoisomerasehemmern. Die Ergebnisse mit bisherigen Präparaten dieser Substanzgruppe, wie z. B. Etirinotecan, seien nicht zufriedenstellend gewesen. Interessant seien aber Antikörper-Wirkstoff-Konjugate wie etwa DS-8201a (Trastuzumab Deruxtecan). Über den gegen HER2 gerichteten Antikörper wird der Topoisomerasehemmer (ein Exatecan-Derivat) an die Tumorzellen herangeführt. HER2-expimierende Tumorzellen binden das Konjugat, das dann internalisiert wird. Im Innern der Tumorzelle wird dann der Topoisomerasehemmer freigesetzt. Lüftner: „Wir fangen im November mit einer Phase-I-Studie an, in der DS-8201a kombiniert mit Nivolumab unter anderem bei HER2-low-exprimierenden Patientinnen geprüft wird.“ In dieser Gruppe sind auch TNBC-Patientinnen. „Und: Die HER2-low-Patientinnen verstecken sich möglicherweise unter den Patientinnen mit TNBC. Wir werden in Zukunft HER2-low-Expression als eigene Entität betrachten.“

Auch die Immuncheckpointhemmung hält Lüftner für eine gute Idee bei TNBC. Als Beispiel führte sie die Studie Keynote-355 an, deren Ergebnisse noch in diesem Jahr vorgestellt werden sollen. In der Phase-III-Studie waren Frauen mit lokal rezidiviertem inoperablem oder metastasiertem TNBC zusätzlich zur Chemotherapie (Paclitaxel/nab-Paclitaxel/Gemcitabin plus Carboplatin) mit Pembrolizumab oder Placebo behandelt worden. Der PD-1-Antikörper wurde auch in der Keynote-119-Studie geprüft. Patientinnen mit metastasiertem TNBC hatten entweder Pembrolizumab oder eine platinfreie Monotherapie erhalten. In Bezug auf den primären Endpunkt PFS sei die Studie positiv verlaufen, so Lüftner.