Ältere Patientinnen mit Mammakarzinom, die mit einer adjuvanten anthrazyklinhaltigen Chemotherapie behandelt worden sind, haben ein zwar geringes, aber doch gegenüber Patientinnen mit Brustkrebs, die keine Chemotherapie erhalten haben, klar erhöhtes Risiko für die Entwicklung von AML/MDS. Das zeigt eine Auswertung von Daten aus dem US-amerikanischen SEER-Register von Patientinnen im Alter von ≥ 65 Jahren mit Brustkrebs im Stadium I bis III aus den Jahren 2003 bis 2009.

Analysiert wurden die Entwicklung von AML/MDS, die verwendeten Chemotherapien und die Komorbiditäten bei 92.110 Patientinnen.

Nach einer medianen Beobachtungszeit von 85 Monaten betrug die Inzidenz der AML in der Gesamtkohorte 0,65/1.000 Personenjahre und die Inzidenz der MDS 1,56/1.000 Personenjahre. Für Frauen, die keine Chemotherapie erhalten hatten, lagen die Inzidenzraten bei 0,45 % für AML und 1,11 % für MDS. War eine adjuvanten Therapie mit Anthrazyklinen erfolgt, stieg die AML-Inzidenz um 70 % an (Hazard Ratio [HR] 1,70; 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 1,16–2,50), die MDS-Inzidenz um mehr als das Doppelte (HR 2,18; 95 %-KI 1,70–2,80). Auch bei Therapie mit Anthrazyklinen und Taxanen waren das AML- und MDS-Risiko klar erhöht (HR 1,68; 95 %-KI 1,22–2,30 bzw. HR 1,62; 95 %-KI 1,29–2,03). Dagegen fand sich kein erhöhtes AML- oder MDS-Risiko nach einer adjuvanten Therapie mit Docetaxel und Cyclophosphamid (TC).

Das zwar insgesamt geringe, aber doch insbesondere durch Anthrazykline erhöhte Risiko für AML/MDS weist noch einmal auf die Notwendigkeit einer sorgfältigen Auswahl der Patienten, die von einer Chemotherapie profitieren, sowie einer individuellen Risikoabschätzung bei der Wahl des Regimes hin.

Fazit: Die adjuvante Chemotherapie beim Mammakarzinom ist für Frauen im Alter über 65 Jahren mit einem erhöhten Risiko für AML/MDS assoziiert, wenn auch bei insgesamt niedriger Inzidenz. Das scheint besonders bei Verwendung von Anthrazyklinen der Fall zu sein.