Um den langfristigen Nutzen der aktiven Überwachung bei Nierenkrebspatienten im Frühstadium der Erkrankung zu überprüfen, wertete das Team um Andrew G. McIntosh die Datenbank des Fox Chase Cancer Centers in Philadelphia, PA/USA, aus. Im Fokus standen die Befunde von Patienten, bei denen zwischen 2000 und 2016 kleine Nierenzellkarzinome oder zystische Läsionen im Bosniak-Stadium III oder IV entdeckt worden waren.

Für die Studie auswertbare Daten standen den Ärzten von 457 Patienten mit 544 Läsionen zur Verfügung. Die Nachbeobachtung erstreckte sich über 67 Monate (Interquartilenabstand [IQA] 41–94 Monate). Im Median waren die Patienten 41 Monate (IQA 19–71 Monate) lang unter aktiver Überwachung. Bei etwa einem Drittel der Patienten entschied man sich im Verlauf der Nachbeobachtung für eine verzögerte Intervention. 85 % der Patienten hatten solide Tumoren und 15 % Zysten im Bosniak-Stadium III/IV. Der mediane Maximaldurchmesser der Tumoren betrug zu Beginn der Studie 2,1 cm (IQA: 1,5–3,1 cm). Der mediane Wert der linearen Wachstumsraten über alle Läsionen betrug 1,9 mm/Jahr (IQA: 0,2–4,2 mm).

Je größer die Wachstumsrate der Läsionen war, umso stärker war sie mit einer verzögerten Intervention assoziiert (ohne Wachstum vs. niedrige Wachstumsrate: Hazard Ratio [HR] 1,25; ohne Wachstum vs. hohe Wachstumsrate: HR 1,87). Einen Zusammenhang zwischen Wachstumsrate und Gesamtüberleben stellten die Forscher jedoch nicht fest, ebenso nicht zwischen verzögerter Intervention und Gesamtüberleben.

Die krebsspezifische Sterberate betrug nach 5 Jahren 1,2 % (95 %-KI 0,4–2,8 %). Nach mehr als 5 Jahren aktiver Überwachung ohne verzögerte Intervention kam es nur bei 1 der 99 Patienten zur Metastasierung.

Fazit: Bei Patienten mit lokalisiertem Nierenzellkarzinom erfolgte eine verzögerte Intervention meist bereits 2–3 Jahre nach Studienbeginn. Aktive Überwachung ist beim Nierenzellkarzinom auch auf lange Sicht eine sichere Strategie, bei der Metastasen auch nach 5 Jahren sehr selten sind.