In Europa führen 85 % der Ärzte bei neurologisch asymptomatischen Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) bereits bei der Diagnose ein Screening auf Hirnmetastasen durch. 52 % verwenden hierzu die Magnetresonanztomografie (MRT). 27 % der Ärzte wenden das Screening bei allen Patienten an. Am häufigsten wurde die Untersuchung bei Patienten mit Treibermutationen (51 %) sowie bei Patienten mit Tumoren im Stadium III (63 %) oder IV (43 %) durchgeführt. 34 % der Ärzte verwenden für initiale Therapieentscheidungen eine prognostische Klassifikation.

Die Möglichkeit zu einer stereotaktischen Bestrahlung (SBRT) hatten 90 % der Ärzte. Patienten mit Treibermutationen und mehr als 4 Hirnmetastasen erhielten mit höherer Wahrscheinlichkeit eine SBRT als jene ohne Treibermutationen (27 vs. 21 %; p < 0,01). Nach der Operation einzelner Hirnmetastasen verordneten 50 % der Ärzte grundsätzlich eine SBRT oder eine Ganzhirnbestrahlung, 45 % nur bei unvollständiger Resektion.

Die bevorzugte Therapie bei neurologisch asymptomatischen therapienaiven Patienten mit mehr als 5 Hirnmetastasen war die systemische Therapie (79 %). 45 % bzw. 49 % aller Ärzte gaben an, dass Tyrosinkinaseinhibitoren und Immuncheckpointinhibitoren während der SBRT bzw. der Ganzhirnbestrahlung abgesetzt wurden.

Das ist das Ergebnis einer Online-Umfrage zum Screening auf Hirnmetastasen und zur Therapie bei NSCLC. 462 Antworten von europäischen Ärzten aus 394 Institutionen wurden analysiert, darunter radiologische Onkologen (53 %), Pneumologen (26 %) und internistische Onkologen (18 %). 84 % der befragten Ärzte hatten über fünf Jahre Erfahrung mit NSCLC.

Fazit: Das Management von Hirnmetastasen wird in Europa stark unterschiedlich gehandhabt. Das Screening auf Hirnmetastasen erfolgt nicht einheitlich, die prognostische Klassifizierung wird nicht oft angewendet und Patienten mit Treibermutation erhalten in der Regel eine intensivere lokale Therapie.