Etwa die Hälfte aller CML-Patienten, die unter TKI eine DMR erreichen, kann das Präparat erfolgreich absetzen. Erleidet ein Patient dann ein Rezidiv, spricht er in der Regel auf TKI erneut an. Dass der TKI nach erneutem Erzielen einer DMR nochmals sicher abgesetzt werden kann, zeigte sich nun in der prospektiven RE-STIM-Studie.

Einbezogen in die multizentrische Beobachtungsstudie waren 70 Patienten, bei denen der erste TKI-Absetzversuch scheiterte und die nach erneutem Erreichen einer uMR4,5 (≥ 2 Jahre anhaltende MR4,5; keine detektierbaren BCR-ABL1-Transkripte im peripheren Blut) unter einem TKI das Präparat zum zweiten Mal abgesetzt hatten. Primärer Endpunkt war die therapiefreie Remission (TFR), definiert als die Zeit zwischen dem Absetzen des TKI und einem erneuten Verlust der guten molekularen Remission („major molecular response“, MMR) oder einer erneuten TKI-Behandlung.

Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 38,8 Monate (4,7–117 Monate). 45 (64,3 %) der Patienten verloren in dieser Zeit erneut ihren MMR-Status nach einer medikationsfreien Zeit von median 5,3 Monaten (2–42 Monate). Die Raten für eine therapiefreie Remission nach 12, 24 und 36 Monaten betrugen 48, 42 und 35 %. Ein Progress in ein fortgeschrittenes CML-Stadium trat bei keinem der Patienten auf, die erneute TKI-Gabe verlief bisher auch ohne größere Wirksamkeitsprobleme. Patienten, die nach dem ersten Auslassversuch länger ohne Rezidiv waren, hatten eine höhere TFR-Rate beim zweiten Auslassversuch. So betrug die 24-Monats-TFR-Rate im zweiten Auslassversuch bei Patienten mit einer mehr als 3-monatigen DMR beim ersten TFR-Versuch 72 %, bei den übrigen Patienten 36 %.

Fazit: Bei CML-Patienten erwies sich das erneute Absetzen des TKI auch im zweiten Therapiedurchlauf zumindest bei sehr engmaschigem Molekularmonitoring als sicher. Vor allem Patienten mit einer mehr als 3-monatigen tiefen molekularen Remission im ersten TKI-Absetzversuch profitieren von dem zweiten Absetzversuch.