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„Wenn Deutschland von den dynamischen Entwicklungen in der Krebsforschung nicht abgekoppelt werden will, muss es rasch handeln und neue Wege gehen.“

Prof. Dr. med. Michael Hallek Direktor der Klink I für Innere Medizin der Uniklinik Köln und Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) Köln Bonn

© Universitätsklinikum Köln

Die Behandlung von Krebs ist unverändert eine der größten medizinischen Aufgaben unserer Zeit. Zurzeit erkranken in Deutschland jährlich etwa 500.000 Menschen an Krebs und die Zahl der Krebsneuerkrankungen steigt. Noch immer versterben mindestens 40 % an der Erkrankung. Gleichzeitig verursachen die Innovationen auf diesem Feld wachsende Kosten, was uns vor Herausforderungen stellt. Diese treiben nicht nur uns in Deutschland um und so haben die USA 2016 die „Moonshot-Initiative“ gestartet, zusätzlich zur etablierten Finanzierung für das National Cancer Institute (mit etwa 5 Milliarden Euro jährlich), um Krebs in seiner heutigen Form auszumerzen. Als Startkapital für diese Initiative hat das Weiße Haus 2016 einen Betrag von einer Milliarde Dollar zur Verfügung gestellt. Eine wesentliche Aufgabe der amerikanischen „Moonshot-Initiative“ ist es, Barrieren in der Forschung abzubauen, um den freien Austausch von Patientendaten und deren Krebsmerkmalen (-genomen) zu ermöglichen sowie Kooperationen, z. B. zwischen Forschern, Ärzten, Patienten und Pharmaunternehmen, zu beschleunigen und zu verbessern. Auch in anderen Ländern sind die staatlichen Initiativen in der Umsetzung fokussierter klinischer Krebsforschungsprogramme deutlich weiter vorangeschritten. Zu nennen sind hier z. B. die Stiftung „Cancer Research UK“ mit circa 750 Millionen Euro oder das französische Nationale Krebsinstitut (INCa) mit circa 100 Millionen Euro jährlich.

Wenn Deutschland von diesen dynamischen Entwicklungen nicht völlig abgekoppelt werden will, muss es jetzt rasch handeln und neue Wege gehen, um die konzertierte Forschung an Krebserkrankungen zu verbessern und diese Innovationen in die klinische Anwendung zu tragen. Vor diesem Hintergrund gingen die für die Lebenswissenschaften relevanten Überschriften des Koalitionsvertrages in die richtige Richtung. Gefördert werden sollen die Translation von Forschungsergebnissen, vor allem zu Volkskrankheiten, und eine „Nationale Wirkstoffinitiative“. Es soll eine „Nationale Dekade gegen den Krebs“ ausgerufen werden, ergänzt durch eine „Roadmap zur Entwicklung und Umsetzung innovativer E-Health-Lösungen“ und einen „Masterplan Künstliche Intelligenz“. So soll der deutliche Rückstand des deutschen Gesundheitswesens auf dem Gebiet der medizinischen Datenwissenschaften und der Auswertung von großen medizinischen Datensätzen behoben werden. Dies sind die richtigen Überschriften.

Eine Arbeitsgruppe zur „Zukunft der Onkologie“ hat einige der zur Umsetzung nötigen, spezifischen Maßnahmen zur Wissen-generierenden Krebsmedizin bereits vorausgedacht (http://https://bit.ly/2GRDTFC). Jetzt müssen sie umgesetzt werden. Dies soll helfen, aus unseren enormen Investitionen in die Versorgung neues Wissen zu schöpfen. In Zukunft soll dies auch sicherstellen, dass ein bedeutsamerer Teil der Innovationen wieder in Deutschland und Europa entwickelt wird. Dies ist für die Patienten, die hier leben, wichtig. Es ist aber auch ein Wirtschaftsfaktor. Innovationen in der Gesundheitswirtschaft, dem größten Wirtschaftsbereich unseres Landes, müssen geplant und vorangetrieben werden, wenn Deutschland hier eine Spitzenstellung einnehmen will.