Eine solche gezielte Vakzinierung ist möglich aufgrund von Neoepitopen, die spezifisch für Mammakarzinome sind. Wie Marcus Schmidt, Mainz, erläuterte, lassen sich mittels Next-Generation-Sequencing (NGS) nicht synonyme somatische Mutationen detektieren. Bei der Eignung der Neoepitope für eine Poly-Neoepitop-Vakzine muss auch die jeweilige MHC-I- und -II-Bindung der Epitope berücksichtigt werden, um eine effektive Immunantwort auszulösen. Als vielversprechendes Beispiel nannte Schmidt mRNA-Vakzine. Dabei wird die poly-neoepitope mRNA-Vakzine mit Teilen des Neoantigens in dendritische Zellen aufgenommen und im Zytoplasma in das mutierte Peptid übersetzt, das am C-Terminus vom Proteasom verkürzt und ins endoplasmatische Reticulum transportiert wird. Dort findet die Beladung von MHC-I-Molekülen mit dem mutierten Peptid statt, die CD8-T-Zell-Antwort wird eingeleitet. Über den endosomalen Weg gelangen die Neoantigene an die Zelloberfläche und werden von MHC-Klasse-II-Molekülen präsentiert, was zur CD4-Aktivierung führt [Türeci Ö et al. Clin Cancer Res. 2016;22(8):1885-96].

Beim malignen Melanom zeigte eine solche Vakzine bereits eine immunologische Wirksamkeit [Sahin U et al. Nature. 2017;547(7662):222-6]. Derzeit untersucht das von der Europäischen Union geförderte Konsortium MERIT (Mutanome Engineered RNA Immuno-Therapy) in Proof-of-Concept-Studien mRNA-Vakzinen auf Basis einer vorgehaltenen Vakzin-Grundausstattung. Die spezifischen Antigene des Patienten werden per NGS detektiert, die individuelle Vakzine mit der mRNA dieser Neoantigene nach Bedarf produziert. In einer Phase-I/II-Studie wird derzeit der Einsatz beim tripel-negativen Mammakarzinom geprüft. Dabei werden eine tumorspezifische, aber nicht auf die Neoantigene eines einzelnen Patienten abgestimmte, sowie eine personalisierte Vakzine untersucht.