Viele Krebspatienten erleben ihre Krankheit nicht nur als medizinisches, sondern auch als sozial stigmatisierendes Ereignis. Welcher Art die Stigmatisierungserfahrungen sind und welche sozialen und berufsbezogenen Auswirkungen diese nach sich ziehen, zeigte nun eine Leipziger Untersuchung.

Der Grad der Stigmatisierung wurde von den Probanden im Durchschnitt als gering oder mittel eingestuft; am niedrigsten in den Bereichen „soziale Zurückweisung“ und „internalisiertes Schamgefühl“, am höchsten bei den Aspekten „soziale Isolation“ und „finanzielle Unsicherheit“.

Am wenigsten sozial beeinträchtigt empfanden sich Männer mit Prostatakarzinom. Vor allem in den Bereichen „soziale Zurückweisung“ (p < 0,001), „soziale Isolation“ (p < 0,001), „finanzielle Unsicherheit“ (p < 0,002) und „internalisiertes Schamgefühl“ (p < 0,05) schnitten Prostatakarzinompatienten deutlich besser ab als Probanden mit anderen Krebserkrankungen. Einen geschlechtsbezogenen Effekt konnten die Leipziger Forscher dabei weitgehend ausschließen. Nur beim Aspekt „finanzielle Unsicherheit“ machte das Geschlecht einen Unterschied: Männer gaben bei diesem Punkt im Durchschnitt einen höheren Leidensdruck an.

Eine Stigmatisierung — egal in welchem Lebensbereich — hatte bei Patienten aller Tumorentitäten negative Auswirkung auf die Lebensqualität (p < 0,001). So waren z. B. bei Brustkrebspatientinnen Stigmatisierungserfahrungen mit Einbußen in allen 5 Bereichen der Lebensqualität assoziiert (p < 0,05), bei Lungenkarzinompatienten nur in der emotionalen Funktionsfähigkeit (p < 0,01).

Fazit: Gelänge es, Krebs zu entstigmatisieren, würden vermutlich deutlich weniger Krebskranke Gefahr laufen, dauerhaft psychologische und psychosoziale Probleme zu entwickeln.