Überlebende eines Tumors in der Kindheit haben in den folgenden Jahrzehnten teilweise ein drastisch erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse. Eine Hypertonie scheint das kardiovaskuläre Risiko mehr als additiv zu erhöhen. Den Blutdruck unter Kontrolle zu bekommen, halten Ärzte um Todd Gibson daher für essenziell. Wie gut dies gelingt, haben sie in einer Studie untersucht. Dazu bestimmten sie den Blutdruck bei über 3.016 Patienten, die einen Tumor in der Kindheit um mindestens 10 Jahre überlebt hatten. Sie spürten dabei eine deutlich erhöhte Hypertonieprävalenz auf und fanden einen besorgniserregenden Anteil von Betroffenen mit viel zu hohen Blutdruckwerten.

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Bei 13 % der 30-Jährigen fand sich eine arterielle Hypertonie.

© Photographee.eu/Fotolia (Symbolbild mit Fotomodellen)

Sämtliche Überlebenden beteiligten sich an der „St. Jude Lifetime Cohort Study (SJLIFE)“. Erwachsene Überlebende werden etwa alle 5 Jahre zu einer Untersuchung in die Klinik eingeladen — unter anderem zur Blutdruckmessung. Die Forscher ermittelte zudem aus den Krankenakten, ob bereits eine Hypertonie diagnostiziert worden war und ob die Teilnehmer Antihypertensiva bekamen.

Rund die Hälfte der Teilnehmer war zum Zeitpunkt der Krebserkrankung weniger als 10 Jahre alt, während der ersten SJLIFE-Erhebung betrug das Alter im Schnitt 32 Jahre. Am häufigsten war eine Leukämie diagnostiziert worden (37 %), gefolgt von ZNS-Tumoren, Hodgkin-Lymphomen und Knochentumoren (jeweils 10–12 %). Rund 30 % hatten eine Brust- und ein Viertel eine Abdomenbestrahlung erhalten, mit Anthrazyklinen waren etwa 60 % behandelt worden.

Eine Hypertonie präsentierten im Alter von 30 Jahren 13 % der Teilnehmer, 37 % waren es mit 40 und 70 % mit 50 Jahren. Diese Werte verglichen die Ärzte mit den Ergebnissen der National Health and Nutrition Examination Survey-Befragung aus den Jahren 2011/2012. Berücksichtigten sie Alter, Geschlecht, Ethnie und BMI ergab sich eine 2,6-fach erhöhte Hypertonieprävalenz für die Krebsüberlebenden verglichen mit der Allgemeinbevölkerung. Bei etwa 8 % der Teilnehmer fanden die Ärzte während der ersten SJLIFE-Untersuchung eine bislang nicht bemerkte Hypertonie, 22 % mit bekannter Hypertonie hatten Blutdruckwerte über 140/90 mmHg — hier war die Blutdruckkontrolle offenbar misslungen.

Die Forscher um Gibson plädieren für eine bessere Blutdruckkontrolle bei Überlebenden von Krebserkrankungen in der Kindheit. Mit Blick auf die hohe kardiovaskuläre Sterblichkeit dieser Patienten sei sogar eine besonders aggressive Blutdrucksenkung systolisch unter 120 mmHg zu erwägen.