Die beiden am Höchsten bewerteten wissenschaftlichen Beiträge der Gynäkologischen Onkologie wurden in diesem Jahr von Vertretern der AGO(Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie)-Studiengruppe präsentiert. In der internationalen, prospektiv randomisierten LION-Studie wurde der Stellenwert der systematischen Lymphonodektomie (LNE) beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom untersucht [Harter P et al. ASCO. 2017;Abstr 5500]. 650 Patientinnen im FIGO-Stadium IIB–IV wurden nach Erreichen der makroskopischen Tumorfreiheit intraoperativ in eine Gruppe mit LNE oder ohne LNE randomisiert. Bei allgemein exzellenten Operationsergebnissen zeigten sich sowohl für das Gesamtüberleben (OS) — mit 65,5 vs. 67,2 Monaten — als auch das progressionsfreie Überleben (PFS) mit 25,5 Monaten keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Therapiearmen. Angesichts höherer Komplikations- und Mortalitätsraten sollte bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom zukünftig im Falle von klinisch unauffälligen Lymphknoten nach makroskopischer Komplettresektion auf eine LNE verzichtet werden.

Zusätzlich wurden die Ergebnisse einer geplanten Zwischenanalyse der DESKTOP-III-Studie vorgestellt, in der 408 Patientinnen mit platinsensiblem Rezidiv eines Ovarialkarzinoms randomisiert entweder eine zytoreduktive Operation mit anschließender platinhaltiger Chemotherapie erhielten, oder direkt eine platinhaltige Chemotherapie [du Bois A et al. ASCO. 2017;Abstr 5501]. Bei ebenfalls hervorragenden Operationsergebnissen ergab sich für das PFS ein signifikanter Vorteil von 5,6 Monaten (19,6 vs. 14,0 Monate; Hazard Ratio 0,66, 95 %-Konfidenzintervall 0,52–0,83, p < 0,001) für die Patientinnen, die operiert wurden, während die Daten für das OS noch nicht reif sind. Dennoch werden diese Ergebnisse bereits jetzt die Diskussion über eine mögliche Rezidiv-Operation beim Ovarialkarzinom unterstützen.

Im Rahmen der „trials in progress“ wurde zusätzlich die aktuell rekrutierende internationale TRUST-Studie vorgestellt, eine Phase-III-Studie, in der eine radikale Primäroperation gefolgt von Chemotherapie mit der Intervalloperation nach neoadjuvanter Chemotherapie verglichen wird [Mahner S et al. ASCO. 2017;Abstr TPS5602].

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PD Dr. med. Fabian Trillsch

© Portraits (2): Klinikum der Universität München

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Prof. Dr. med. Sven Mahner

© Portraits (2): Klinikum der Universität München