In der IDEA-Studie wurde bei Patienten mit Kolorektalkarzinom im UICC-Stadium III die Nichtunterlegenheit einer 3-monatigen adjuvanten Therapie mit einem Fluoropyrimidin (FP) (5-Fluorouracil [5-FU]/FA oder Capecitabin) in Kombination mit Oxaliplatin gegenüber dem Standard einer 6-monatigen Therapiedauer untersucht [Shi Q et al. ASCO. 2017;LBA1]. Dabei wurden Daten von mehr als 12.800 Patienten aus sechs klinischen Studien zusammengefasst, deren Fokus jeweils auf drei versus sechs Monate Therapiedauer lag. Primärer Endpunkt war die Rate an Patienten, die nach drei Jahren noch krankheitsfrei waren (3-Jahres-DFS). Die Nichtunterlegenheit wurde angenommen, wenn die obere Grenze des 95%-Konfidenzintervalls (95 %-KI) für die Hazard Ratio (HR) unter 1,12 lag.

Es zeigte sich ein geringer Unterschied in der 3-Jahres-DFS-Rate zugunsten einer 6-monatigen Therapiedauer (74,6 vs. 75,5 %, HR 1,07, 95 %-KI 1,00–1,15). Die obere Grenze des 95 %-KI lag bei 1,15, das primäre Studienziel wurde also verfehlt. Klinisch bedeutsam war aber der Unterschied in der Neurotoxizität (Grad ≥ 2) für die 3-Monats-Therapie (12–14 %) gegenüber dem 6-Monats-Arm (32–36 %).

Die Subgruppenauswertung für die Patienten mit niedrigem Rezidivrisiko (T1–3, N1) zeigte eine Nichtunterlegenheit der 3-Monats-Therapie (HR 1,01, 95 %-KI 0,90–1,12). Bei Patienten mit hohem Rezidivrisiko (T4 oder N2) war die 3-monatige Therapie unterlegen (HR 1,12, 95 %-KI 1,03–1,23). Zusätzlich zeigte sich für Patienten, die Capecitabin als Fluoropyrimidin erhalten hatten, ein geringerer Unterschied zwischen den beiden Armen als für Patienten, die mit dem infusionalen FP-Regime behandelt wurden.

Zusammenfassend können Patienten mit einem geringen Rezidivrisiko (T1–3, N1) in Abwägung der kleinen Unterschiede im 3-Jahres-DFS gegenüber der signifikant geringeren Nebenwirkungsrate für nur drei Monate adjuvant behandelt werden. Dabei sollte präferenziell die Kombination mit Capecitabin verwendet werden. Patienten mit hohem Rezidivrisiko sollten, wenn aufgrund der Toxizität möglich, weiterhin über sechs Monate eine adjuvante Therapie erhalten.

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Prof. Dr. med. Sebastian Stintzing

© Klinikum der Universität München