Wie gebrechlich ist ein Krebspatient? Es gibt viele „Frailty-Klassifikationen“, die bei Entscheidungen über Krebs- und geriatrische Interventionen bei betagten Patienten helfen sollen, aber keinen Konsens darüber, wie man Gebrechlichkeit misst. Die Vorhersagekraft verschiedener Ansätze wurde nie wirklich evaluiert, auch nicht die der Empfehlungen der International Society of Geriatric Oncology zum geriatrischen Assessment (SIOG1 und SIOG2). Die Elderly Cancer Patients (ELCAPA) Study Group verglich 4 gebräuchliche Klassifikationen (SIOG1 und 2, die Klassifikation nach Balducci und die latente Klassentypologie [LC-Typologie]) bei einer Kohorte von 1.021 älteren Patienten (≥ 70 Jahre). Die Patienten waren aufgrund verschiedener solider oder hämatologischer Malignome stationär oder ambulant behandelt worden. 763 Patienten wurden nach einer der 4 Klassifikationen beurteilt. Endpunkte waren die 1-Jahres-Mortalität und ungeplante Krankenhauseinweisungen binnen 6 Monaten.

Alle 4 Klassifikationen konnten die Patienten nach der 1-Jahres-Sterblichkeit gut unterteilen (C-Index ≥ 0,7), am besten SIOG1. Auch bei ungeplanten Klinikeinweisungen bewährten sich alle 4 Systeme (C-Index ≥ 0,7). Für die Klassifizierung in 3 (fit, vulnerabel oder gebrechlich) oder 2 Kategorien (fit vs. vulnerabel oder gebrechlich sowie fit oder vulnerabel vs. gebrechlich) lag die Übereinstimmung zwischen schlecht (κ ≤ 0,2) und gut (0,6 < κ ≤ 0,8). Am besten stimmten SIOG1 und die LC-Typologie sowie SIOG1 und die Klassifikation nach Balducci überein.

Fazit: Die 4 Frailty-Klassifikationen haben insgesamt eine gute Vorhersagekraft für ältere stationäre und ambulante Patienten mit verschiedenen Krebsarten. Sie können bei der Auswahl von Krebstherapien und geriatrischen Interventionen nützlich sein.