Das Standardvorgehen umfasst eine möglichst fertilitätserhaltende Operation inklusive Staging, gefolgt von einer platinbasierten Chemotherapie. Bei IA-Dysgerminomen oder unreifen Teratomen im Stadium IA/Grad 1 wird auf eine Chemotherapie meist verzichtet. Allerdings sind die Empfehlungen für diesen vergleichsweise selten vorkommenden Tumor noch nicht genügend evidenzbasiert. Die multizentrische Studie MITO-9 (Multicenter Italian Trials in Ovarian cancer) lieferte retrospektive Daten für das Vorgehen im Stadium I.

55 (38,2 %) der 144 Patientinnen hatten ein Dysgerminom, 49 (34 %) ein unreifes Teratom, 26 (18,1 %) einen Dottersack- und 14 (9,7 %) einen gemischten Tumor. 71 Patientinnen (49,3 %) unterzogen sich lediglich einer Operation, 71 (49,3 %) zusätzlich einer Chemotherapie. 44 Patientinnen erhielten keine Chemotherapie, obwohl sie laut Leitlinien indiziert gewesen wäre.

Ingesamt 5 Patientinnen starben tumorbedingt, 4 davon mit einem Dottersack-Karzinom. Beim Gesamtüberleben (OS) erwies sich vor allem diese Histologie oder ein gemischter Tumor als prognostisch ungünstig — das 5-Jahres-OS betrug hier 83,7 % gegenüber 98,6 % bei anderen histologischen Typen (p < 0,05). Das 5-Jahres-OS lag nach operativem Staging bei 96,8 % und nach inkomplettem Staging bei 88,7 % sowie bei 93,8 % nach Standardbehandlung im Vergleich zu 94,1 % in der Beobachtungsgruppe. In der Cox-Regressionsanalyse war ein Rezidiv mit einem inkompletten operativen Staging assoziiert (Odds Ratio 2,37; p < 0,05).

Fazit: Patientinnen mit MOGT im Stadium I benötigen in der Regel lediglich eine Operation, die zusätzliche Chemotherapie verbessert die Prognose nicht und sollte Rezidiven vorbehalten bleiben. Ein inkomplettes chirurgisches Staging ist mit einer höheren Rezidivrate assoziiert, eine Dottersack-Histologie mit einem verschlechterten 5-Jahres-OS.