Von einer prophylaktischen WBRT erhofft man sich bei Patienten mit SCLC-ED nach palliativer Chemotherapie einen Schutz vor einer zerebralen Metastasierung sowie ein längeres Überleben. Das Vorgehen stützt sich auf die Ergebnisse einer EORTC-Studie und wird in aktuellen internationalen Leitlinien empfohlen. Doch seit einiger Zeit regen sich aufgrund methodischer Mängel der Studie Zweifel.

Japanische Forscher überprüften nun die Effekte der prophylaktischen WBRT erneut in einer Phase-III-Studie an 47 Zentren. Insgesamt 224 Patienten mit SCLC-ED ohne Hirnmetastasen, die auf eine platinbasierte Chemotherapie angesprochen hatten, erhielten entweder im Mittel 37 Tage nach der Chemotherapie eine prophylaktische Hirnradiatio (25 Gy an 10 Tagen à 2,5 Gy) oder wurden ausschließlich beobachtet. Bei allen Probanden war maximal 4 Wochen vor Beginn ein MRT des Gehirns angefertigt worden. Die Patienten wurden im ersten Jahr unabhängig von ihren neurologischen Symptomen im Abstand von 3 Monaten sowie nach 18 und 24 Monaten zu einem MRT aufgefordert.

In der geplanten Zwischenanalyse zu den ersten 163 randomisierten Patienten errechneten die Forscher im Juni 2013 eine Wahrscheinlichkeit von 0,011 %, dass die prophylaktische WBRT signifikante Überlebensvorteile gegenüber der reinen Beobachtung bringen würde und brachen die Studie ab.

Die Schlussauswertung bestätigte letztlich die erste Einschätzung: In der Bestrahlungsgruppe lag das Gesamtüberleben im Median bei 11,6 Monaten, in der Beobachtungsgruppe bei 13,7 Monaten. Nach 12 Monaten waren bei 32,9 % der bestrahlten und bei 59 % der beobachteten Teilnehmer Hirnmetastasen diagnostiziert worden.

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Eine Basis-MRT war ein wichtiges Kriterium des Studiendesigns.

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Fazit: Im Gegensatz zur EORTC-Studie konnte in der aktuellen Untersuchung die prophylaktische WBRT das Überleben nicht verlängern. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Studien: In der aktuellen Untersuchung hatte ein MRT zu Studienbeginn Hirnmetastasen ausgeschlossen. In der EORTC-Studie hatten nur 29 % der Teilnehmer ein MRT erhalten.