Patienten mit Keimzelltumoren (GCT) haben unter Cisplatin-basierter Chemotherapie ein erhöhtes Risiko für thromboembolische Ereignisse (TEE). Retrospektiv wurden nun die Rolle möglicher Prädiktoren und die Bedeutung der Prophylaxe mit niedermolekularen Heparinen (LMWH) untersucht.
Avoid common mistakes on your manuscript.
In einer früheren Studie hatten Patienten mit GCT unter Cisplatin-basierter Chemotherapie ein höheres TEE-Risiko als andere Tumorpatienten im gleichen Alter (relatives Risiko 3,4). Erhöhte Serum-Laktatdehydrogenase(LDH)-Werte und eine große Körperoberfläche schienen unabhängige Prädiktoren dafür zu sein. In der vorliegenden Studie sollte die Rolle prädiktiver Faktoren erneut geprüft und der Stellenwert der TEE-Prophylaxe bei GCT-Patienten bestimmt werden.
295 GCT-Patienten, die zwischen 2001 und 2014 in der Erstlinie eine Cisplatin-basierte Chemotherapie erhalten hatten, wurden retrospektiv analysiert. Ab 2005 wurde die Prophylaxe mit LMWH empfohlen und bei Patienten mit erhöhter LDH und/oder einer Körperoberfläche > 1,9 m2 zunehmend implementiert.
Zwischen 2001 und 2004 hatten 75 (Kohorte 1) und zwischen 2005 und 2014 204 Patienten (Kohorte 2) eine Chemotherapie mit Cisplatin (100 mg/m2) erhalten, das hauptsächlich mit Bleomycin und Etoposid kombiniert wurde. In der Gesamtgruppe kam es bei 14 % der Patienten zu einem TEE (26 tiefe Venen- [DVT], 2 arterielle Thrombosen und 10 oberflächliche Thrombophlebitiden). Eine DVT entwickelte sich bei 12,7 % der 204 Patienten mit Risikofaktoren gegenüber nur 2,6 % der 75 Betroffenen ohne Risikofaktoren (p = 0,01). Die meisten superfiziellen Thrombophlebitiden betrafen den Arm, an dem die Chemotherapeutika infundiert wurden.
Nach zunehmender Beachtung des Prophylaxe-Protokolls wurde dieses in Kohorte 2 bei 68 % der Patienten (104/200) angewandt. Die Häufigkeit von TEE (primärer Endpunkt der Studie) sank hier bei Risikopatienten durch die Gabe von LMWH auf nahezu die Hälfte (9,2 vs. 16,6 %). Dies spricht somit erneut für die Prophylaxe mit LMWH bei Patienten mit GCT und erhöhtem Risiko.
Fazit: Patienten mit GCT haben unter Cisplatin-basierter Chemotherapie ein erhöhtes Risiko für TEE. Ein Voraussagefaktor ist ein erhöhter LDH-Wert. Die Prophylaxe mit LMWH führt zu einer erheblichen Reduktion der TEE bei GCT-Risikopatienten.
Literatur
Gizzi M et al. Predicting and preventing thromboembolic events in patients receiving cisplatin-based chemotherapy for germ cell tumours. Eur J Cancer. 2016;69:151–7.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Schalhorn, B. TEE-Vorhersage und -Prävention bei Patienten mit Keimzelltumoren und Cisplatin-Therapie. Im Focus Onkologie 20, 30 (2017). https://doi.org/10.1007/s15015-017-3302-2
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s15015-017-3302-2