Um das Stressprofil erwachsener Überlebender von Tumoren in der Kindheit darzustellen, wurden die Daten von 16.079 Patienten, die 5 Jahre nach Tumordiagnose lebten, und 3.085 ihrer Geschwister analysiert. Alle Teilnehmer beantworteten zu Studienbeginn das Brief Symptom Inventory 18 (BSI-18), ein validiertes Selbstbeurteilungsverfahren, das mit je 6 Items in Subskalen Somatisierung, Depressivität und Ängstlichkeit abbildet. Mit einem statistischen Verfahren, der „latent profile analysis“ (LPA), konnten aus den BSI-18-Daten Gruppen (Cluster) von Patienten ermittelt werden, die sich durch einzelne oder gleichzeitig auftretende (komorbide) Symptome wie Somatisierung, Depressivität oder Ängstlichkeit charakterisieren ließen.

4 klinisch relevante Profile konnten identifiziert werden: geringer Distress in allen Subskalen (asymptomatisch, 62 % der Langzeitüberlebenden), starker Distress in allen Subskalen (komorbider Distress, 11 %), gesteigerte Somatisierung (somatische Symptome, 13 %) oder vermehrte Depression und Ängstlichkeit (affektiver Distress, 14 %). Im Vergleich zu ihren Geschwistern waren weniger Tumorüberlebende psychisch asymptomatisch (62 vs. 74 %; p < 0,0001), und mehr von ihnen wiesen erhöhten Distress in mehreren Subskalen gleichzeitig auf (komorbider Distress; 11 vs. 5 %; p < 0,0001).

Gegenüber soliden Tumoren kam es z. B. nach Leukämien (Odds Ratio [OR] 1,34), ZNS-Tumoren (OR 1,30) und Sarkomen (OR 1,26) häufiger zu komorbidem Distress. Die Verordnung psychoaktiver Medikamente korrelierte auch mit komorbidem Distress (p < 0,0001). Komorbider Distress ging im Patienten-Selbsturteil mit einem schlechten Gesundheitszustand einher (OR 31,7, 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 23,1–43,3) sowie mit Kopfschmerzen (OR 3,2; 95 %-KI 2,8–3,7) und körperlichen Schmerzen (OR 4,0, 95 %-KI 3,2–5,0).

Fazit: Ein erheblicher Teil der Langzeitüberlebenden nach kindlichen Tumorerkrankungen hat ein erhöhtes Risiko für komorbiden Distress (in allen 3 Subskalen: Somatisierung, Depressivität, Ängstlichkeit). Sie bedürfen besonderer Aufmerksamkeit und wahrscheinlich einer multimodalen Therapie.