Die Prognose von Erwachsenen mit ALL ist weiterhin ungünstig — mit 5-Jahres-Überlebensraten um 40 %, bei Rezidiv sogar nur 7 %. Das mag auch daran liegen, dass die genetische Basis der ALL bei Erwachsenen im Vergleich zur ALL bei Kindern weniger gut verstanden ist. So ist unklar, wie hoch die Prävalenz der Ph-ähnlichen ALL bei Erwachsenen ist, obwohl es sich hier um einen klaren Hochrisikofaktor handelt. Bei der Ph-ähnlichen ALL liegt zwar kein Philadelphia-Chromosom (Ph) bzw. kein BCR-ABL1-Fusionsprotein vor, aber es gibt Rearrangements und Mutationen, die den Signalweg von Tyrosinkinasen deregulieren. Deshalb gelten Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) als mögliche Behandlungsoption für diese Patienten. In einer neuen Arbeit wurden nun Prävalenz, klinisches Ergebnis und genetische Basis der Ph-ähnlichen ALL bei 798 Erwachsenen untersucht. Krankheitsfreies (DFS) und Gesamtüberleben (OS) von Patienten mit und ohne Ph-ähnliche ALL wurden verglichen.

Eine Ph-ähnliche ALL fand sich bei mehr als 20 % der erwachsenen ALL-Patienten, bei den 21- bis 39-Jährigen waren es 27,9 %, bei den 40- bis 59-Jährigen 20,4 % und bei den 60- bis 86-Jährigen 24,0 %. Insgesamt war die DFS-Rate nach 5 Jahren bei Patienten mit Ph-ähnlicher ALL (n = 155) niedriger als bei Betroffenen ohne diesen Subtyp (n = 247; 22,5 vs. 49,3 %; p = 0,001).

Bei 88 % der Patienten mit Ph-ähnlicher ALL fanden sich Kinase-aktivierende Alterationen, darunter CRLF2-Rearrangements (51 %), ABL-Class-Fusionen (9,8 %), JAK2- oder EPOR-Rearrangements (12,4 %), andere JAK-STAT-Mutationen (7,2 %), andere Kinase-Alterationen (4,1 %) und Ras-Pathway-Mutationen (3,6 %). 11 neue Kinase-Rearrangements wurden identifiziert, darunter 4, die neue Kinase- oder Zytokinrezeptor-Gene betrafen, sowie 7, die neue Partner für bereits bekannte Gene involvierten.

Fazit: Eine Ph-ähnliche ALL ist ein hochprävalenter Subtyp der ALL bei Erwachsenen mit einem ungünstigen klinischen Ergebnis. Die große Varianz der Kinase-aktivierenden Alterationen, die bei der Ph-ähnlichen ALL auftreten, hat auch therapeutische Implikationen. Daher sind Studien zur Kombination von konventionellen Therapien mit TKI nötig, um die klinische Nutzbarkeit dieser Agenzien bei der Behandlung der Ph-ähnlichen ALL im Erwachsenenalter zu bewerten.