Zwei Drittel der Urothelkarzinome, der häufigsten Form von Blasenkrebs, sind bei Diagnose noch nicht in die Muskulatur vorgedrungen. Jedoch zeichnet sich das nicht muskelinvasive Blasenkarzinom durch ein hohes Rezidivrisiko aus: In Abhängigkeit vom Tumorstadium und -grad rezidivieren nach transurethraler Resektion (TUR) 30–85 % der Tumoren, bis zu 17 % wachsen muskelinvasiv. Die Progression erfolgt meist innerhalb von 48 Monaten nach Erstdiagnose und ist abhängig vom Tumorstadium, Tumorgrad und der Anwesenheit begleitender Carcinoma in situ (CIS).

In dieser retrospektiven Studie wurde die Genexpression in Tumorproben von 96 Patienten mit Blasenkarzinom im Stadium T1G3 ohne CIS ermittelt, die sich einer TUR unterzogen hatten. Fast alle Patienten hatten zudem einen Induktionszyklus BCG (Bacillus-Calmette-Guérin) erhalten. 56 Patienten entwickelten nicht muskelinvasive Rezidive, bei 40 erfolgte eine Progression zu einem muskelinvasiven Blasenkarzinom. Die mediane Zeit bis zur Progression betrug 1 Jahr, das mediane Follow-up bei den Patienten mit nicht muskelinvasivem Tumor 4,8 Jahre. Ein Tumordurchmesser von ≥ 3 cm fand sich bei 9 der 56 Patienten (16 %) mit nicht muskelinvasivem und 6 der 40 Patienten (15 %) mit muskelinvasivem Rezidiv.

Insgesamt wurden 1.294 Gene ermittelt, die bei progredienten und nicht progredienten Tumoren unterschiedlich stark exprimiert waren. Es kristallisierte sich eine Expressionssignatur von 5 Genen heraus, anhand derer Patienten mit progredientem von solchen mit nicht progredientem Tumor unterschieden werden konnten: ANXA10, DAB2, HYAL2, SPOCD1 und MAP4K1.

Die Sensitivität des Tests lag bei 79 %, die Spezifität bei 86 % (positiver prädiktiver Wert: 90 %; negativer prädiktiver Wert: 71 %; Fehlerrate: 19 %; AUC 0,83). Eine direkte Interaktion zwischen den 5 Genen des Modells konnte nicht festgestellt werden.

Fazit: Progrediente und nicht progrediente T1G3-Harnblasenkarzinome zeigen unterschiedliche Genexpressionsmuster. Die in der Studie herausgearbeitete Expressionssignatur von 5 Genen eignet sich offenbar dafür, Patienten mit einem hohen Risiko für Progression zu identifizieren.